Full text: Deutsches Ringen (Band 7, [Schülerband])

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von der Gefahr, in der wir sind, und von den Schrecken, die 
uns umgeben.“ — 
(1759. März.) „Ich weiß nicht, was mein Schicksal sein wird. 
Ich werde alles tun, was von mir abhängen wird, um mich zu 
retten, und wenn ich unterliege, der Feind soll es teuer bezahlen. 
Ich habe mein Winterquartier als Klausner überstanden; ich speise 
allein, bringe mein Leben mit Lesen und Schreiben hin und 
soupiere nicht. Wenn man traurig ist, so kostet es auf die Länge 
zu viel, unaufhörlich seinen Verdruß zu verbergen, und es ist 
besser, sich allein zu betrüben, als seine Verstimmung in die 
Gesellschaft zu bringen. Nichts tröstet mich als die starke An¬ 
spannung, welche die Arbeit fordert; solange sie dauert, ver¬ 
scheucht sie die traurigen Ideen. 
Aber ach, wenn die Arbeit geendet ist, dann werden die 
Grabesgedanken wieder so lebendig wie vorher. Maupertuis hat 
recht: Die Summe der Übel ist größer als die des Guten. Aber 
mir ist es gleich, ich habe fast nichts mehr zu verlieren, und die 
wenigen Tage, die mir bleiben, beunruhigen mich nicht so sehr, 
daß ich mich lebhaft dafür interessieren sollte.“ — 
(1759. 16. Aug.) „Ich will mich auf ihren Weg stellen und mir 
den Hals abschneiden lassen oder die Hauptstadt retten. Ich denke, 
das ist Ausdauer genug. Für den Erfolg will ich nicht stehen; hätte 
ich mehr als ein Leben, ich wollte es für mein Vaterland hingeben.“ 
(1762. Jan.) „Ich bin so unglücklich in diesem ganzen Kriege 
gewesen mit der Feder und mit dem Degen, daß ich ein großes 
Mißtrauen gegen alle glücklichen Ereignisse erhalten habe. Ja, 
die Erfahrung ist eine schöne Sache; in meiner Jugend war ich 
ausgelassen wie ein Füllen, das ohne Zaum auf einer Wiese um¬ 
herspringt; jetzt bin ich vorsichtig geworden wie der alte Nestor. 
Aber ich bin auch grau, runzelig aus Kummer, durch Körper¬ 
leiden niedergedrückt und, mit einem Worte, nur noch gut, vor 
die Hunde geworfen zu werden. Sie haben mich immer ermahnt, 
mich wohl zu befinden; geben Sie mir das Mittel, mein Lieber, 
wenn man gezaust wird wie ich. Die Vögel, welche man dem 
Mutwillen der Kinder überläßt, die Kreisel, welche durch Meer¬ 
katzen herumgepeitscht werden, sind nicht mehr umhergetrieben 
und gemißhandelt, als ich bis jetzt durch drei wütende Feinde war.“
	        
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