Full text: Deutsches Ringen (Band 7, [Schülerband])

was ich sonst nicht konnte für die guten Kinder, so will ich es als 
den Segen Gottes lind ihres Vaters betrachten. — 
Wenn die geliebte Großfürstin sich aber auch nicht so edel be¬ 
zeigt hätte, so hätte sie mein Herz ewig gewonnen durch ihren 
Anteil und ihre Rührung. Sie war bei mir mit der Herzogin 
und iveinte so herzlich, innig an meinem Halse, als hätte sie einen 
Bruder verloren. — 
Für mich werde ich niemals ihre Großmut ansprechen. Die 
Vorsehung hat Schillers Unternehmen gesegnet: ich kann ohne Ent¬ 
behrung leben. Was ich aber kann, werde ich zurücklegen, um den 
Kindern ein Kapital zu lassen, daß sie doch nicht einst abhängig 
werden und im Notfall, wenn sie sich einschränken wollen, unabhängig 
leben können. Gibt mir Gott Kraft und Mut, so werde ich alles 
anwenden, um dies zu erreichen, und zurücklegen, was ich kann. — 
Cotta hat sich auch als teilnehmender Freund gezeigt, und wie 
er Schiller liebte, ist rührend. — 
Was mir Wolzogen und meine Schwester sind, kann ich nicht 
aussprechen; von meiner Schwester erwarte ich stets das Herzlichste 
und Beste im Leben; aber wenn Du Wolzogens Teilnahme, seine Betrüb¬ 
nis um Schiller gesehen hättest und die Art, wie er mit mir und 
meinen Kindern umgeht, wie er uns zu sich rechnet, so ivürde es in 
Dir innige Liebe und Achtung und Dankbarkeit erwecken. — 
Daß man im Unglück auch wieder irgendwo Trost ßnden kann, 
dies ist Hilfe, die von oben kommt. — In den Nächten, ivo Schiller 
nicht ruhete, sagte er inbrünstig: „Komm von oben herab und bewahre 
mich vor langwierigen Leiden!“ Auch zum Himmel laß uns blicken, 
liebe Luise! Von den letzten Stunden unseres Verewigten laß uns 
gegen andere Menschen schweigen! Sie sind mir zu heilig, als daß 
ich davon sprechen sollte, und die Menschen sind so zudringlich und 
wollen unter der Hülle des Mitleidens nur Nahrung für ihre Neu¬ 
gierde und Schreibsucht. — 
Wir müssen uns nun auch im Namen des Geliebten lieben, und 
unsre Freundschaft sei treu und unverbrüchlich; was wir uns unter dem 
Siegel der Verschwiegenheit vertrauen, bleibe auch verwahrt! Du wirst 
immer eine treue Schwester an mir ßnden. — 
Lebe wohl! Der Brief ist so lang, daß, wenn er nicht von einem 
solchen Gegenstände handelte, er zu beschwerlich zu lesen sein würde.
	        
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