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gebnis wir im britischen Weltreich von heute vor Augen haben.
Kaum mehr als drei Jahrhunderte reicht diese Epoche zurück;
die Geschichte der Menschheit kennt keine inhaltsreichere und be¬
deutsamere. Denn sie kennzeichnet recht eigentlich das Hinüber¬
fluten unserer europäischen Zivilisation über die überseeischen
Länder und insbesondere die Unterwerfung unseres Planeten unter
den niederdeutschen Geist. Dieser Prozeß ist nicht ein abge¬
schlossener; wir stehen noch mitten darin, und die große Frage
für die Zukunft ist, ob er bis zu Ende durchgeführt werden kann,
oder ob er durch die entgegenstehenden Weltkräfte unterbrochen
werden wird. Diese Frage läuft im wesentlichen darauf hinaus,
ob das englische Weltreich sich konsolidieren und demnach be¬
stehen bleiben, oder ob es sich in seine einzelnen Bestandteile auf¬
lösen wird. Werden die Kolonien den Weg gehen, den die Ver¬
einigten Staaten von Nordamerika genommen haben, oder werden
sie sich zu einem föderativen Einheitsstaat zusammenschließen,
etwa nach dem Vorbild des Deutschen Reiches?
Einstweilen schreitet der Anglisierungsprozeß der überseeischen
Welt nach allen Seiten hin ungehemmt fort. Das Englische wird
mehr und mehr zur Weltsprache, nicht nur in den angelsächsischen
Ländern, gleichviel ob der Union Jack oder das Sternenbanner sie
deckt, sondern auch an den meisten anderen Gestaden der Kon¬
tinente. Wie das englische Pound Sterling die Einheitsmünze im
internationalen Verkehr ist, so empfangen englische Laute den
Reisenden, wo auch immer er seinen Fuß ans Land setzt. „The
world is rapidly becoming English,“ sagte Sir Charles Dilke bereits
vor einem Menschenalter. Das wird sie allerdings in einer für uns
andere geradezu erschreckenden Weise. 1665 gab es im ganzen
nur fünf Millionen englisch sprechender Menschen auf der Erde
und um 1800 kaum mehr als neun Millionen. Heute zählen wir
an 134 Millionen Angehöriger der angelsächsischen Rasse allein,
ganz abgesehen von den ungezählten radebrechenden Elementen
unter den farbigen Völkern.
Insbesondere auch geraten die Ozeane mehr und mehr unter
den Einfluß der angelsächsischen Rasse. Der Atlantische Ozean
wird von Jahr zu Jahr ausgesprochener ein anglo-amerikanisches
Meer; der Indische ist heute fast ein britisches Binnenmeer. Die
Zugänge zum fernen Osten, den Suezkanal und den Weg ums
Kap herum, hält Großbritannien in seiner Hand; die Hochstraße
dahin vom Osten her, welche durch den Panamakanal führen wird,