Full text: [Teil 2 = Mittelstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Mittelstufe, [Schülerband])

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dieses Mal, so daß sie sich den Zwickel kaufen konnten und noch ein Stück 
Geld übrig blieb. Siehst du!“ sagte der Mann, „wir haben den Zwickel, 
und der Wunsch ist immer noch frei.“ 
Da meinte die Frau, es wäre wohl gut, wenn sie sich noch eine Kuh 
wünschten und ein Pferd dazun „Frau,“ entgegnete abermals der Mann 
indem er mit dem übrig gebliebenen Gelde in der Hosentasche klapperte, 
„was wollen wir wegen solch einer Lumperei unsern Wunsch vergeben. Die 
Kuh und das Pferd kriegen wir auch so⸗ 
Und richtig, nach abermals einem Jahre waren die Kuh und das 
Pferd reichlich verdient. Da rieb sich der Mann vergnügt die Hände und 10 
sagte: „Wieder ein Jahr den Wunsch gespart und doch alles bekommen, 
was man sich wünschte Was wir für ein Glück haben!“ Doch die Frau 
redete ihrem Manne ernsthaft zu, endlich einmal an den Wunsch zu gehen. 
„Ich kenne dich gar nicht wieder,“ versetzte sie ärgerlich Fruher hast 
du immer geklagt und gebarit und dir alles Mögliche gewünscht und jetzt, 15 
wo du's haben kannst, wie du's willst, plagst und schindest du dich, bist 
mit allem zufrieden und läßt die schönsten Jahre vergehen. König, Kaiser, 
Graf, ein großer, dicker Bauer könntest du sein, alle Truhen voll Geld 
haben — und kannst dich nicht entschließen, was du wählen willst.“ 
„Laß doch dein ewiges Drängen und Treiben,“ erwiderte der Bauer. 20 
„Wir sind beide noch jung, und das Leben ist lang. Ein Wunsch ist nur 
in dem Ringe, und der ist bald verthan. Wer weiß, was uns noch ein— 
mal zustößt, wo wir den Ring brauchen. Fehlt es uns denn an etwas? 
Sind wir nicht, seit wir den Ring haben, schon so herauf gekommen, daß 
sich alle Welt wundert? Also sei verständign Du kannst dir ja mittler 25 
weile immer überlegen, was wir uns wünschen könnten.“ 
Damit hatte die Sache vorläufig ein Ende. Und es war wirklich, 
als wenn mit dem Ringe der volle Segen ins Haus gekommen wäre; denn 
Scheuern und Kammern wurden von Jahr zu Jahr voller und voller, und 
nach einer längeren Reihe von Jahren war aus dem kleinen, armen Bauern 0 
ein großer, dicker Bauer geworden, der den Tag über mit den Knechten 
schaffte und arbeitete, als wollte er die ganze Welt verdienen, nach der 
Vesper aber behäbig und zufrieden vor der Hausthüre saß und sich von 
den Leuten guten Äbend wünschen ließ. 
So verging Jahr um Jahr. Dann und wann, wenn sie ganz allein 35 
waren und niemand es hörte, erinnerte zwar die Frau ihren Mann immer 
noch an den Ring und machte ihm allerhand Vorschläge. Da er aber 
jedesmal erwiderte, es habe noch vollauf Zeit und das beste falle einem 
stets zuletzt ein, so that sie es immer seltener, und zuletzt kam es kaum noch 
vor, daß auch nur von dem Ringe gesprochen wurde. Zwar der Bauer 10 
selbst drehte den Ring täglich wohl zwanzigmal am Finger um und besah 
sich ihn; aber er hütete sich einen Wunsch dabei auszusprechen. 
Und dreißig und vierzig Jahre vergingen, und der Baͤuer und seine 
Frau waren alt und schneeweiß geworden, der Wunsch aber war immer 
noch nicht gethan. Da erwies ihnen Gott eine Gnade und ließ sie beide 
in einer Nacht selig sterben. 
Kinder und Kindeskinder standen um ihre beiden Särge und weinten, und 
als eins von ihnen den Ring abziehen und aufheben wollte, sagte der älteste Sohn
	        
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