Zwei Tage und zwei lange, lange Nächte
stand er allein im Rampfe, ohne Rast
heiß ringend mit des Todes Graungestalt.
Aein Sonnenstrahl, kein milder Mondesschimmer
drang tröstend in den düstern Raum, und niemand
bot hilfreich ihm die Hand zuin schweren Werke.
Zwei Tage und zwei Nächte lang allein! —
Doch er blieb Sieger; ungefährdet spielten
die Rinder sorglos an des Grabes Rand,
und rein im Glanze der Genesung strahlte
der Eltern Auge dankend ihm entgegen.
Da ging er fröhlich heim und legte sich
todkrank in seiner Aammer hin — und starb.
Am nächsten Sonntag trug man ihn hinaus,
und eine schöne Rede hielt der Pfarrer.
Die Frauen uub die Mägdlein schluchzten laut,
die Männer senkten wie beschämt den Blick;
doch in der Anaben Augen war ein Leuchten
von stolzem Mut und künft'ger Taten Drang.
5. Johanna Sebus.
von Johann rvolfgang von Goethe.
Jer Damm zerreißt, das Feld erbraust,
die Fluten spülen, die Fläche saust.
„Ich trage dich, Mutter, durch die Flut,
noch reicht sie nicht hoch, ich wate gut." —
„„Auch uns bedenke, bedrängt wie wir sind,
die Hausgenossin, drei arme Kind!
Die schwache Frau! ... Du gehst davon!""
Sie trägt die Mutter durchs Wasser schon.
„Zum Bühle, da rettet euch! Harret derweil!
Gleich kehr' ich zurück, uns allen ist Heil.
Zum Bühl ist's noch trocken und wenige Schritt';
doch nehmt auch mir meine Ziege mit!"