Full text: Deutsches Ringen (Band 7, [Schülerband])

durch die Wolken — lag am Wege zertreten,' dem Heiter war's, als 
flattere ein rotes Band an ihrem halse. ,,Klaus!" rief er, „armer 
Klaus!" 
War es der Vogel seines Kindes? hatte er Boß und Beiter erkannt 
und sich bei ihnen bergen wollen? — Der Beiter wußte es nicht, 
„vorwärts!" rief er wieder, und schon hob der Schimmel zu neuem 
Bennen seine Hufe,' da setzte der Sturm plötzlich aus,' eine Totenstille 
trat an seine Stelle, nur eine Sekunde lang, dann kam er mit erneuter 
Wut zurück,' aber Menschenstimmen und verlorenes Hundegebell waren 
inzwischen an des Beiters Dhr geschlagen, und als er rückwärts nach 
seinem Dorf den Kopf wandte, erkannte er in dem Mondlicht, das 
hervorbrach, auf den Werften und vor den Häusern Menschen, an hoch- 
beladenen Wagen umher hantierend' er sah wie im Fluge noch andere 
Wagen eilend nach der Geest hinauffahren,' Gebrüll von Bindern traf 
sein Ohr, die aus den warmen Ställen nach dort hinaufgetrieben wurden. 
„Gott Dank! Sie sind dabei, sich und ihr Vieh zu retten!" rief es in 
ihm, und dann mit einem Bngstschrei: „Mein Weib! Mein Kind! — 
Bein, nein- auf unsere werfte steigt das Wasser nicht!" 
Bber nur einen Bugenblick war es; nur wie eine Vision flog 
alles an ihm vorbei. 
Tine furchtbare 8öe kam brüllend vom Meer herüber, und ihr 
entgegen stürmten Boß und Beiter den schmalen Bkt zum Deich hinan. 
Bis sie oben waren, stoppte Hauke mit Gewalt sein Pferd. Bber wo 
war das Meer? Wo Jeversfand? Wo blieb das Ufer drüben?- 
Bur Berge von Wasser sah er vor sich, die dräuend gegen den nächt¬ 
lichen Himmel stiegen, die in der furchtbaren Dämmerung sich über¬ 
einander zu türmen suchten und übereinander gegen das feste Land 
schlugen. Mit weißen Kronen kamen sie daher, heulend, als sei in 
ihnen der Schrei alles furchtbaren Baubgetiers der Wildnis. Der Schim¬ 
mel schlug mit den Vorderhufen und schnob mit seinen Büstern in den 
Lärm hinaus,' den Beiter aber wollte es überfallen, als sei hier alle 
Menschenmacht zu Ende, als müsse jetzt die Bacht, der Tod, das Nichts 
hereinbrechen. 
Doch er besann sich - es war ja Sturmflut' nur hatte er sie selbst 
noch nimmer so gesehen,' sein Weib, sein Kind, sie saßen sicher auf der 
hohen Werfte, in dem festen Hause,' sein Deich aber — und wie ein 
Stolz flog es ihm durch die Brust — der Hauke Haien-Deich, wie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.