Full text: Deutsches Ringen (Band 7, [Schülerband])

neuen Profiles fast an die höhe des Deiches hinaufklatschte und Roß und 
Reiter überspritzte. Nur noch zehn Minuten Rrbeit — er sah es wohl — 
dann brach die Hochflut durch die Rinne, und der Hauke Haien-Roog 
wurde vom Meer begraben! 
Der Deichgraf winkte einen der Rrbeiter an die andere Leite seines 
Pferdes. „Nun, so sprich!" schrie er, „was treibt ihr hier, was soll 
das heißen?" 
Und der Mensch schrie dagegen: „Mir sollen den neuen Deich 
durchstechen, Herr, damit der alte Deich nicht bricht!" 
„Mas sollt ihr?" 
— „Den neuen Deich durchstechen!" 
„Und den Roog verschütten? — welcher Teufel hat euch das 
befohlen?" 
„Nein, Herr, kein Teufel,- der Bevollmächtigte (Die Peters ist hier 
gewesen, der hat's befohlen!" 
Der Zorn stieg dem Reiter in die Rügen: „Rennt ihr mich?" 
schrie er. „Mo ich bin, hat (Die Peters nichts zu ordinieren! Hort 
mit euch! Rn eure Plätze, wo ich euch hingestellt!" 
Und da sie zögerten, sprengte er mit seinem Schimmel zwischen 
sie: „Hort, zu eurer oder des Teufels Großmutter!" 
„Herr, hütet euch!" rief einer aus dem Haufen und stieß mit seinem 
Spaten gegen das wie rasend sich gebärdende Tier,' aber ein huf¬ 
schlag schleuderte ihm den Spaten aus der Hand, ein anderer stürzte zu 
Boden. Da plötzlich erhob sich ein Schrei aus dem übrigen Haufen, 
ein Schrei, wie ihn nur die Todesangst einer Menschenkehle zu ent¬ 
reißen pflegt- einen Rugenblick war alles, auch der Deichgras und 
der Schimmel, wie gelähmt,- nur ein Rrbeiter hatte gleich einem Weg¬ 
weiser seinen Rrm gestreckt - der wies nach der Nordwestecke der beiden 
Deiche, dort wo der neue auf den alten stieß. Nur das Tosen des 
Sturmes und das Rauschen des Wassers war zu hören. Hauke drehte 
sich im Sattel,- was gab das dort? Seine Rügen wurden groß: „Herr 
Gott! Tin Bruch! Tin Bruch im alten Deich!" 
„Türe Schuld, Deichgraf!" schrie eine Stimme aus dem Haufen, 
„Türe Schuld! Nehmt's mit vor Gottes Thron!" 
Haukes zornrotes Rntlitz war totenbleich geworden,- der Mond, 
der es beschien, konnte es nicht bleicher machen- seine Rrme hingen 
schlaff- er wußte kaum, daß er den Zügel hielt. Rber auch das war
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.