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10. Das klang so freudig, stark und
mild
Und war so lieblich gesetzet,
Nie hatte den Schenk Herrn Eberhard
Ein Singen mehr ergehet.
11. Das klang so tröstlich, fest und
fromm,
Voll seliglichem Vertrauen,
Nie tät den Schenk Herrn Eberhard
Ein Singen mehr erbauen.
12. Und als verklungen der letzte Ton,
Der Schenk sprach „Amen!" leise.
Da hub der drin zu beten an,
Erbaulich gleicherweise.
13. Das klang, wie wenn ein trotzig
Herz
Der List des Erbfeinds spotte;
Das klang, wie wenn ein zagend Herz
Sich flüchte zu seinem Gotte.
14. Das klang so treu und glau¬
bensstark,
Um Tote zu beschwören;
Nie hatte der Schenk Herr Eberhard
So kräftig beten hören.
15. Und als der Beter „Amen!"
sprach,
Da widerhallt's mit Machten.
Herr Eberhard stieß auf die Tür,
Seinen Nachbar zu betrachten.
16. Der trug ein schlichtes Reiter¬
wams
Ohn' sonderliches Zeichen.
Er mochte mit seinem tapfern Blick
Einem fahrenden Junker gleichen.
17. Doch wie ihn lud Herr Eberhard,
Zwiesprach' mit ihm zu halten,
Wohl spürt' er in dem schlichten Mann
Eines höheren Geistes Walten.
18. Sie sprachen von Gott und
Gotteswort,
Von Menschenwerk und Sünden;
Wie wußte das fahrende Junkerlein
Den Geist der Schrift zu künden!
19. Sie sprachen so freudig die ganze
Nacht,
Die Knechte schliefen indessen.
Herr Eberhard hat sein großes Werk
Und selbst das Trinken vergessen.
20. Doch als am Morgen kräht
der Hahn,
Er mußte sich wohl besinnen;
Er sprach: „Wie habt Ihr mich erlabt!
Nun treibt es mich von hinnen.
21. Dem Doktor Luther, dem Anti-
Will ich den Weg verlegen; Schrift,
Doch da Ihr seid ein heiliger Mann,
Gebt mir zum Werk den Segen!" —
22. „So Ihr nicht mehr zu schaffen
Das könnt Ihr näher finden; shabt,
Auf den Ihr fahndet, er steht vor Euch,
Ihr mögt ihn greifen und binden!"
23. Da stürzten dem Schenk Herrn
Eberhard
Die Tränen über die Wangen:
„Euch wollt' ich sahen — barm-
herz'ger Gott!
Nun habt Ihr mich gefangen!
24. Nun nehmt mich vollends in
Eure Haft
Auf immer mit Seel' und Leibe,
Und folgt mir auf mein festes Schloß
Zu meinem treuen Weibe!
25. Hilf Himmel, was wird der
Erzbischof,
Mein hoher Gönner, sagen,
Hört er die sächsische Nachtigall
Im Odenwalde schlagen!"