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ganz in ben Hintergrund, gebrängt war, toieber bie Süael ber
Regierung. Unter bem Kaiser Mntsihito (f 1912) würbe Japan
boßtg umgetoanbett. Japan eignete sich mit großem Eifer unb fast
fieberhafter Elle alle Errungenschaften ber europäischen Kultur au
Telegraphen unb Elsenbahnen, Posten unb Zeitungen, Dampfschiff-
Mrtsgesell^chasten unb Fabriken verbreiteten sich rasch. Heer unb
Motte würben in europäischer Weise ausgebilbet. Das Schulwesen
würbe so grünbllch organisiert, baß 1906 über 90% ber Kinber
(Schulunterricht erhielten. 2) Japans Überlegenheit offenbarte sich in
bem Krieg, ben es 1894-1895 mit China zunächst wegen bes
ReM Korea führte. Die Japaner siegten zu Wasser unb zu Lanb,
namentlich m ber Seeschlacht am Jaluflusse, eroberten bie beiben
Kriegshasen am Elngang bes Busens bon Petschili, Port Arthur
unb Wei-hai-wei, unb brangen in bie Manbschnrei ein. Im Frieben
bon Simonoseki mußte China bie Unabhängigkeit bon Korea
anerkennen unb Formosa abtreten. Weitere Verluste würben nur
durch das Dazwischentreten ber europäischen Mächte Rußlanb,
Deutschlanb unb Frankreich abgewenbet. So mußte Japan aus bas
bon Chma abgetretene Port Arthur verzichten. Immerhin hatte
-Japan ferne Überlegenheit über China in glänzenber Weise bewiesen.
c. Die Boxerunruhen (1899 — 1901). Dem schwachen
China gegenüber erhoben in ber nächsten Zeit bie Westmächte
mancherlei Ansprüche: Deutschlanb ließ sich bie Kiautschoubucht
abtreten; Rußlanb „pachtete" ebenso Port Arthur, bas es sofort
in eine gewaltige Festung umwanbelte; auch Englanb unb Frank¬
reich nützten bie Sachlage aus. All bas erregte in China grim¬
migen Haß gegen bte Fremben, zu beren Vertreibung sich ein Verein,
bon ben Europäern bie Boxer genannt, bilbete. Europäische unb
eingeborene Christen tourben in Menge, zum Teil unter schrecklichen
Martern, umgebracht. Im Juni 1900 tourbe in Peking ber beutsche
Gesanbte Freiherr bon Ketteler erschossen unb bie Gesanbtschasten
belagert. Wochenlang wußte man in Europa nicht, was aus ben
Belagerten geworben war. Im August nahm ein aus Europäern
aller Hauptstaaten, Amerikanern unb Japanern bestehenbes Heer
Peking ein. Unter emübenben Kämpfen gelang es bem Heer, für
das Deutschlanb ben gemeinsamen Ober'felbherrn, Felbmarschall
Graf Walbersee, stellte, bie Bewegung nieberzuschlagen, bas Lanb
bon ben Boxerbanben zu säubern unb ben kaiserlichen Hof, ber sich
währenb ber Unruhen zweibeutig gehalten hatte, zum Frieben zu
zwingen (1901). Darauf verließen bie fremben Truppen bas Reich.
d. Der ruffifch-japanifche Krieg (1904 — 1905).
Nur Rußlanb zog sich nicht zuruck. Es hatte währenb ber
Unruhen bie Manbschurei besetzt unb wollte trotz allen Ver-
sprechungen bieses „Gebiet an ber chinesischen Ostbahn" nicht aus
der Hanb geben. Auch aus Korea richtete es schon begehrliche Blicke.
Japan, bas aus bem Festlanb sür seine zahlreiche Bebölkerung ein
Auswanbernngsgebiet, für ferne Jnbustrie ein Absatzgebiet braucht,
konnte bie Manbfchurei unb Korea nicht in bie Hänbe Rußlanbs
fallen lassen. Da bie Russen bie geforberten Zugestänbnisse nicht
machten, griff Japan im Februar 1904 zu ben Waffen. Wiber