Full text: Für Klasse III der höheren Knabenschulen, Klasse VI der höheren Mädchenschulen (Band 4, [Schülerband])

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[118. Der Kimdscliastsritt des Oralen Zeppelin. 
1. Schon mehrmals war in Frösch weiter, Wörth und Um¬ 
gegend der Ruf erschollen: „Die Preußen kommen!“ Alles 
lief zusammen und stürzte durcheinander, aber die Preußen 
kamen nicht, und man gab sich wieder zufrieden. Plötzlich 
5 frühmorgens am 24. Juli kam der Schloßjakob leichenblaß von 
Elsaßhausen nach Fröschweiler hereingelaufen und schrie aus 
vollem Halse: „Die Preußen kommen! Die Preußen sind da! 
Ich habe sie gesehen, sie sind durch Elsaßhausen geritten, ich 
habe ihnen den Weg zeigen müssen.“ Und die Lanzebäbi hinter- 
10 drein: „O weh, ihr lieben Leute, jetzt sind wir alle verloren! 
Sie haben den Säbel überzwerch im Maul und in jeder Hand 
eine gespannte Pistole.“ Und wie sie so durchs Dorf schrien 
und besonders die Weiber die Hände über den Kopf zusammen¬ 
schlugen und wimmerten und krakeelten, kam von Wörth aus 
15 in vollem Galopp “ein Landjäger herausgesprengt und bestätigte 
die Kunde, es sei ein Trupp Preußen mit gezückten Säbeln 
und gespannten Gewehren durch Wörth gesaust; er eile nach 
Niederbronn, das Regiment zu benachrichtigen. Nach etwa 
anderthalb Stunden kam er wieder und meldete, das Regiment 
20 sei von Niederbronn aufgebrochen und ziehe über Gundershofen 
dem Feind entgegen. 
2. Das feindliche Heer bestand aus dem württembergischen 
Generalstabsoffizier Hauptmann Graf Zeppelin, drei badischen 
Offizieren und vier 'Dragonern. Sie hatten den Befehl, über 
25 Lauterburg einen Kundschaftsritt ins Land herein zu machen, 
ob etwa schon bedeutende Truppenmassen im Unterelsaß zusam¬ 
mengezogen wären, hatten Sulz, Wörth, Fröschweiler glücklich 
durchritten und waren von Elsaßhausen aus auf einem wenig 
gangbaren Waldwege so weit vorgedrungen, daß sie die Eisen- 
30 bahnlinie von Gundershofen bis Niederbronn und auch ein gut 
Stück des Hanauer Gebietes1) überblicken konnten. 
3. Sie waren auf dem einsamen, von nahen Waldungen 
umgebenen Schirlenhof zwischen Eberbach, Gundershofen und 
Reichshofen eingekehrt, hatten ihre Pferde in Stall und Schuppen 
35 untergebracht, wollten auch von dem harten Ritt ein Weilchen 
0 um Lichtenberg.
	        
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