Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

Das Nilstauwerk bei Assuan. 
ziehende, an die das Ufer auf beiden Seiten begleitenden Höhen sich 
schließende Gemäuer. Aber es zwingt uns Hochachtung ab durch die 
Menge in ihm verkörperter Arbeit und der dabei verwendeten Bau— 
stoffe. Von der Grundmauer, an der die Dice 26,12 Meter beträgt 
T man schreite die Entfernung einmal ab! — erhebt sich der Damm 
28,14 Meier hoch; oben hat er immer noch eine Dicke von 6 Metern. 
Das Ganze ist nicht etwa Ziegelsteinmauerwerk, sondern besteht aus 
ganz in der Nähe gewonnenen quadratischen Blöcken von rötlichem 
Granit, die mit Zement fest untereinander verbunden sind. Nicht 
weniger als 180 Durchlässe, die mit schleusenartigen Klappen ver— 
schloffen werden können und in verschiedener Höhe angebracht sind, ge— 
statten, den Wasserstand genau zu regeln, wozu übrigens auch noch 
ein seitlicher Kanal dient, der ähnlich den Vorflutgräben unserer Wasser⸗ 
mühlen die Stromschnelle umgeht und ,durch drei Schleusenwerke den 
en Flußdampfern gestattet, von Assuan weiter nilaufwärts zu 
ahren. 
Der Damm selbst mit seinen Durchlässen sieht im Bilde aus wie 
eine gewaltige Festungsmauer mit zahlreichen Schießscharten. Sein 
oberer Rand liegt 106 Meter über dem Meere und 21 Meter über der 
vorherigen Oberfläche bei niedrigem Nilstande. 
Es setzt das Stauwerk noch eine ganze Reihe von weiteren An— 
lagen voraus, um die reiche Wasserfülle für das Land nutzbar zu 
machen. Ein ganzes Netz von Kanälen muß sie verteilen: solche Dinge 
versteht man in ÄAgypten. Und dann wird, je nach dem Stande der 
Kultur und der Miltel, das Wasser durch die einfache Kraft des Armes, 
durch Hebelwerke, Schöpfräder und durch Dampfpumpwerke aus den 
Kanälen gehoben und in planmäßig angelegten Rinnen dem Acker 
zugeführt. Das ist ein mühsames Beginnen, aber es lohnt sich. 
Selbstverständlich ist ein Werk, wie das bei Assuan, nicht wie durch 
Zauber emporgewachsen. Es war manche Schwierigkeit zu überwinden 
und mancher Schweißtropfen zu vergießen unter dem sengenden Strahl 
der afrikanischen Sonne. Besondere Mühe machte die Herstellung 
der Grundmauern. Ein Stück des Flußbettes nach dem anderen mußte 
eingedämmt, ausgepumpt und dann bearbeitet werden. Ende Januar 
1901 konnte man bereits den Fluß trockenen Fußes überschreiten, und 
ein paar Wochen später fuhren die Arbeitslokomotiven hinüber. Dann 
ging es überraschend schnell vorwärts. Ein ganzes Arbeiterheer rührte 
die fleißigen Arme. Zu den Vorarbeiten wurden etwa 3000 Mann 
verwandt, darunter 271 Europäer. Im Jahre 1899 stieg die Ar— 
beiterzahl bereits auf 6000 und 1901 auf 15000; später kamen noch 
34000 hinzu. Von jenen 15000 waren etwa 1500 Europäer und 
hiervon wieder mehr als 1000 Italiener, meist Steinmetzen und
	        
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