Full text: [Erster Teil, Dritte Abteilung = (Für Quarta), [Schülerband]] (Erster Teil, Dritte Abteilung = (Für Quarta), [Schülerband])

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B. Lyrische Poesie. IV. Weltliche Lieder. 
181. Lied eines alten schwäbischen Ritters 
aus dem zwölften Jahrhundert an seinen Sohn. 
Von Friedrich Leopold Grafen zu Stoiberg. 
1. Sohn, da hast du meinen Speer, 
Meinem Arm wird er zu schwer, 
Nimm den Schild und dies Geschoß! 
Tummle du forthin mein Roß! 
2. Siehe, dies nun weiße Haar 
Deckt der Helm schon fünfzig Jahr; 
Jedes Jahr hat eine Schlacht 
Schwert und Streitaxt stumpf ge¬ 
macht. 
3. Herzog Rudolf hat dies Schwert, 
Axt und Kolbe mir verehrt; 
Denn ich blieb dem Herzog hold 
Und verschmähte Heinrichs Sold. 
4. Für die Freiheit floß das Blut 
Seiner Rechten; Rudolfs Mut 
That mit seiner linken Hand 
Noch dem Franken Widerstand. 
5. Nimm die Wehr und wappne dich! 
Kaiser Konrad rüstet sich. 
Sohn, entlaste mich des Harms 
Ob der Schwäche meines Arms! 
(1139 n. Chr.) 
Gedichte. Leipzig, 1822. 
6. Zücke nie umsonst dies Schwert 
Für der Väter freien Herd! 
Sei behutsam auf der Wacht, 
Sei ein Wetter in der Schlacht! 
7. Immer sei zum Kampf bereit, 
Suche stets den wärmsten Streit! 
Schone des, der wehrlos fleht, 
Haue den, der widersteht! 
8. Wenn dein Haufe wankend steht, 
Ihm umsonst das Fähnlein weht: 
Trotze dann, ein fester Turm, 
Der vereinten Feinde Sturm! 
9. Deine Brüder fraß das Schwert, 
Sieben Knaben, Deutschlands wert; 
Deine Mutter härmte sich 
Stumm und starrend und verblich. 
10. Einsam bin ich nun und 
schwach; 
Aber, Knabe, deine Schmach 
Wär' mir herber tausendmal 
Denn der sieben andern Fall. 
11. Drum so scheue nicht den Tod 
Und vertraue deinem Gott! 
So du kämpfest ritterlich. 
Freut dein alter Vater sich. 
182. Gelübde. 
Von Hans Ferdinand Maßmann. Liederbuch. Hannover. 
1. Ich hab' mich ergeben 
Mit Herz und mit Hand 
Dir, Land voll Lieb' und Leben, 
Mein deutsches Vaterland. 
2. Mein Herz ist entglommen, 
Dir treu zugewandt, 
Du Land der Frei'n und Frommen, 
Du herrlich Hermannsland! 
3. Will halten und gläuben 
An Gott fromm und frei, 
Will, Vaterland, dir bleiben 
Auf ewig fest und treu! 
4. Ach Gott, thu erheben 
Mein jung Herzensblut 
In frischem, freud'gem Leben 
Zu freiem, frommem Mut! 
5. Laß Kraft mich erwerben 
In Herz und in Hand, 
Zu leben und zu sterben 
Fürs heil'ge Vaterland!
	        
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