(Bcllert: Dazu fehlt mir das vermögen.
König: Ja, das ist wahr, daran fehlt's immer den Gelehrten in
Deutschland. Ls sind wohl jetzt böse Zeiten?
95 Geliert: Ja wohl, und wenn ihre Majestät Deutschland den
Frieden geben wollten-
König: Kann ich denn? hat er's denn nicht gehört? Ls sind
je drei wider mich.
Gellert: Ich bekümmere mich mehr um die alte als neue Ge-
loo schichte.
König: was meint er? welcher ist schöner in der Lpopoe,
Homer oder Virgil?
Gellert: Homer scheint wohl den Vorzug zu verdienen, weil er
das Original ist.
105 König: Uber Virgil ist viel polierter.
Gellert: Wir sind zuweit vom Homer entfernt, als daß wir von
seiner Sprache und Sitten richtig genug sollten urteilen können. Sch
traue darin dem Ouintilian, der Homer den Vorzug gibt.
König: Man muß aber nicht ein Sklave von den Urteilen der
iio Ulten sein.
Gellert: Das bin ich nichts ich folge ihnen nur alsdann, wenn
ich wegen der Entfernung selbst nicht urteilen kann.
Der Major: Er hat auch deutsche Briese herausgegeben.
König: So? hat er denn auch wider den Stylum curiae ge-
ii5 schrieben?
Gellert: Uch ja, ihre Majestät.
König: Uber warum wird das nicht anders? Ls ist was
verteufeltes. Sie bringen mir ganze Bogen, und ich verstehe nichts
davon.
120 Gellert: wenn's ihre Majestät nicht ändern können, so kann
ich's noch weniger. Ich kann nur raten, wo sie befehlen. — ■ —
König: Kann er keine von seinen fabeln auswendig?
Gellert: Ich zweifle. Mein Gedächtnis ist mir sehr untreu.
König: Besinne er sich, ich will unterdessen herumgehen-
125 Nun, hat er eine?
Gellert: Ja, ihre Majestät, „den Maler".
Lin kluger Maler in Uthen,
der minder, weil man ihn bezahlte,
als weil er Ehre suchte,
ließ einen Kenner einst den Mars im Bilde sehn
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