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großen und starken Stock, den ich selbst ihm gegeben, zu schlagen.
Der arme Wicht schreit, aber mein lieber Sohn schlägt unverdrossen
drauf los, er versetzt ihm Schlag auf Schlag, so kräftig er kann.
Neben mir steht ein größerer Schulknabe, der, beide Hände
in den Hosentaschen, den Auftritt mit viel Befriedigung ansieht.
„Hör mal," sage ich zu ihm, „da hast du fünfundzwanzig
Öre. Lauf da hinüber und verhau den Jungen recht gründlich,
— ja, den da, der den andern schlägt. Sag, das sei dafür, daß
er den Kleinen schlägt. Und dann kratz sofort aus, wenn du es
ihm ordentlich gegeben hast."
Im nächsten Augenblick geht die Erekution vor sich. Mein
Junge kriegt den Buckel so voll, wie das überhaupt nur möglich
ist- Ich gebe darauf acht, daß der Bursche, den ich in meinen
Dienst genommen, mich nicht betrüge. Und ich kann nicht klagen
— ich bekomme für mein Geld volle Währung.
Dann läuft mein Erekutor weg, wie es verabredet war, und
ich bin im nächsten Augenblick vor unserer Haustür, trockne meinem
Jungen die Tränen und glätte seine Kleider.
„Mein armer Bub," sage ich, „ich werde dem Schlingel nach¬
laufen und ihn recht gründlich züchtigen, das wirst du sehen —
einen kleinen Jungen zu schlagen, der ihm nichts getan hat! Cr
war ja doppelt so groß wie du!"-
Aber er faßt mich mit beiden Händen an, wie ich dem andern
nachlaufen will.
„Nein . . . Vater . . ."
„Natürlich soll er Prügel kriegen! Ich möchte doch wissen,
wie er dazu komint..."
„Nein, Vater."
Er läßt meine Hände nicht los, und in seinen Augen lese
ich eine schreckliche Angst, daß ich erfahren werde, warum der
große Junge ihn geprügelt hat.
So lassen wir es sein und gehen aus, um einen kleinen
Spaziergang zu machen. Seine Hand liegt fest geschlossen in
meiner, und nur dann und wann fühle ich, wie es in ihm zuckt.
Ich spreche von andern Dingen, und darüber ist er froh und
dankbar.
Der Goldfaden zwischen uns ist noch einmal fest und stark
gesponnen. Earl Ewald (Lopenhaqen).