— 61 — 
in der Nachmittagssonne glänzten, standen friedlich an die Hutten¬ 
pfosten ober Bäume gelehnt. Räuber lachen und singen nicht 
so heitere Weisen, und die Lüderitze lagerten, wenn sie ausri ten, 
auch nicht in entlegenen Winkeln, zwischen Heibe unb Moor 
wo Kaufleute nicht bes Weges ziehen. Ja, ^är's zur Nachtzeit 
gewesen! Der Ort war verrufen; auf unheimliche Weiber hattest 
du schließen können, die ihre Tränke brauen, wo keiner es stehi . 
Aber es war noch heller Nachmittag, und ebenso hell schallte bis¬ 
weilen ein frohes Gelächter herüber, untermischt mit anderem 
seltsamen Geräusch, wie Klatschen und Klopsen. Kurz, es war 
allerdings ein Lager, aber nicht von Kriegsknechten oder Wege¬ 
lagerern, nicht von Kaufleuten unb Zigeunern, welche die Ein¬ 
samkeit suchen: es war ein Felblager, wo mehr Weiber als Mannet 
waren, unb bas Felblager war eine große Wäsche. 
Von ben Sandhöhen nach Mitternacht, bereu nackte Spitzen 
über bas Heibegestrüpp vorblickten, konnte man es beutlich sehen. 
Der weiße, wollenbe Glanz kam von ben an Seilen trocknenden 
Leinwanbstücken her, bie ber Witib bann unb wann hoch auf¬ 
blähte. Anbere große Stücke lagen zur Bleiche weithin zerstreut 
am Fließe, an ben Hügelräuberu bis in ben Walb hinein. Überall 
war Orbnung unb bas waltenbe Auge ber Hausfrau sichtbar. 
Jeber — Mägbe, Knechte, Töchter, Verwandte unb Freunde, 
bis auf die Hunbe hinab — schien sein besonberes Geschäft zu 
haben. Die begossen mit Kannen, bie schöpften aus bem Fließe, 
bie trugen bas Wasser. Jene nestelten an ben Stricken, bie zwischen 
ben Kiefernstämmen ausgespannt waren. Sie prüften bie Klam¬ 
mern ; sie sorgten, baß bie nassen Stücke sich nicht überschlugen. 
Dort hingen gewaltige Kessel über ausgebrannten Feuerstellen, 
unb baneben stauben Tonnen und Fässer. Aber diese Arbeit 
schien vorüber; nur auf den einzelnen Waschbänken, die in das 
schilfige Ufer des Fließes hineingebaut waren, spülten noch die 
Mägde mit hoch aufgeschürzten Röcken und zurückgekrempelten 
Ärmeln. Es war die feinere Arbeit, die man bis zuletzt gelassen, 
die jede für sich mit besonderer Emsigkeit betrieb. Da gab es man¬ 
cherlei Neckereien zwischen dem Schilfe. Wollte aber ein Mann 
in die Nähe dringen, so wurde er unbarmherzig bespritzt. 
Die große Herbstwäsche war's der Frau von Bredow aus 
Hohen-Ziatz. „Der Winter ist ein weißer Manu", sagte sie; „wenn 
er ans Tor klopft, muß auch das Haus weiß und rein sein, daß 
der Wirt den Gast mit Ehren empfangen mag."
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.