Full text: Geographisch-geschichtlicher Provinzial-Anhang, enthaltend Lesestücke aus der Heimatkunde der Provinz Brandenburg (Brandenburg, [Schülerband])

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Geographisches. 
vor dem Schlosse der Übungsplatz des ersten Garderegiments, auf dem König 
Friedrich Wilhelm 1. seine Riesengarde und der alte Fritz seine „Potsdamer 
Wachtparade“ exerzieren ließ, um mit ihr unsterbliche Siege zu erringen. Das 
größte militärische Schauspiel aber entfaltet sich hier, wenn der Kaiser im 
Frühjahr die Parade über die ganze Potsdamer Garnison abnimmt, wenn 
Tausende von Zuschauern herbeiströmen, um den Kaiser und die kaiserliche 
Familie zu sehen, um das Auge an der Pracht der bunten Uniformen, dem 
Parademarsch der Bataillone und Schwadronen, und das Ohr an dem Klange 
schmetternder Fanfaren und kriegerischer Marschmusik zu weiden. Mit Recht 
hat Kaiser Wilhelm im Jahre 1885 hier seinem Vorfahren, dem Soldaten— 
könig Friedrich Wilhelm J. ein Denkmal gesetzt. 
d. Die Garnisonkirche. 
Während wir dieses betrachten, wird unser Ohr gefesselt durch die 
Klänge des Chorals: „Lobe den Herren“, der wie von der Höhe des 
Himmels herabtönt. Es ist das Glockenspiel auf dem Turme der nahen 
Garnisonkirche, das zu jeder Stunde die Melodie: „Lobe den Herren“, 
zu jeder halben Stunde: „üb' immer Treu' und Redlichkeit“ spielt. Wir 
wenden uns nun durch die breite Straße dieser Kirche zu Hier ruhen in 
ihrer Gruft unter der Kanzel der Erbauer der Kirche, Friedrich Wilhelm J. 
und sein großer Sohn. Wen erfüllte nicht andächtige Bewunderung, 
wenn er hier vor den sterblichen Überresten des großen Königs steht? Selbst 
Napoleon J., der schadenfrohe Feind der Preußen, ward ergriffen, als er 
nach der Schlacht bei Jena 1806 hier verweilte. — Auch das Schiff der 
Kirche ist eine Stätte reicher patriotischer Erinnerungen; an seinen Pfeilern und 
Emporen sind die in den Kriegen 1813-15, 1864, 1866 und 1870—71 
eroberten feindlichen Fahnen und Standarten angebracht. 
Unser Weg führt uns weiter. Über den Kanal kommen wir zu dem 
großen Militär-Waisenhause, einer Anstalt, die der Sorge König 
Friedrich Wilhelms 1J. für seine Soldatenkinder ihren Ursprung verdankt. 
Gegen 700 elternlose Waisen finden hier, in Kompanien eingeteilt, Erziehung 
und Unterricht. 
e. Sanssouci. 
Von dort gelangen wir an das Brandenburger Thor und bald darauf 
an den Eingang von Sanssouci. Bevor wir zum Schlosse emporsteigen, 
wenden wir uns rechts der im Grünen versteckten Friedenskirche zu. In 
dem marmorreichen Hauptschiff ruht der Erbauer des Gotteshauses, Friedrich 
Wilhelm IV., an der Seite seiner Gemahlin Elisabeth. In dem von Säulen 
getragenen Vorhofe öffnet sich der Eingang zu dem Mausoleum Kaiser 
Friedrichs. Tausende besuchen im Sommer voller Andacht die Ruhestätte 
des Königlichen Dulders, dessen Marmorbild auf dem gewaltigen Marmor— 
sarkophage in der Mitte des runden Kuppelbaues liegt. In derselben Kapelle 
ruhen auch die im Kindesalter gestorbenen Söhne des Kaisers, Prinz Sigis— 
mund und Prinz Waldemar. 
Aus der Ruhestätte der Toten treten wir wieder hinaus und wenden 
uns dem Schlosse Sanssouci zu. So lange die Geschichte vom alten Fritz 
erzählt, wird auch der Name seines Sommerschlößchens unvergessen sein.
	        
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