Full text: Geographisch-geschichtlicher Provinzial-Anhang, enthaltend Lesestücke aus der Heimatkunde der Provinz Brandenburg (Brandenburg, [Schülerband])

Chorin. 
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breitete sich schnell im Dorfe. Die beim Fischen beschäftigten Männer kehrten 
sofort heim, bewaffneten sich und stürmten das Haus. Der Abt wurde er— 
griffen und von den wütenden Heiden erschlagen. 
3. Wie es aufblühte. Die Markgrafen aber schützten das Kloster 
und machten es immer reicher und mächtiger, so daß der Abt bald angesehen 
wurde wie ein Bischof. Viele Markgrafen ließen sich hier begraben. Und 
von den hohenzollernschen Kurfürsten wurden Friedrich der Eiserne, der be— 
redte Johann Cicero und der gelehrte Joachim Nestor hier bestattet. Im 
16. Jahrhundert besaß das Kloster 2 Städte, 64 Dörfer, 14 Vorwerke und 
viele Forsten, Seen, Weinberge, Wind- und Wassermühlen. 
4. Wie es verfiel. Dann aber kam die Reformation ins Land und 
machte alles Klosterwesen überflüssig. Nun zerfielen allmählich die Gebäude, 
der vielstimmige Klang der Klosterglocken tönte nicht mehr dem Wanderer 
in der Heide entgegen. Nur die stärksten Mauern und Türme hielten noch 
stand. 
5. Wie es wieder aufgebaut wurde. Da befahl der König Wilhelm 
am Tage, da er Kaiser wurde und das Deutsche Reich in alter Herrlichkeit 
aufrichtete, daß auch die Klosterkirche in Lehnin wieder aufgebaut werde; 
deun von ihr hatte Brandenburg viel Segen erfahren. So steht heute 
wieder die Kirche prächtig mit Pfeilern und Hallen da, und das Wort 
Gottes ertönt rein und lauter von der Kanzel, und die Gemeinde singt die 
deutschen Lieder Luthers. 
4. Chorin. 
Das umstehende Bild zeigt das alte märkische Kloster Chorin am 
Sudrande des Uckerlandes bei Eberswalde. Die beiden Markgrafen Johann J. 
und Otto Ul. (1220 bis 1266) haben es gegründet. Sie errichteten das 
Kloster zu einer Zufluchtsstätte für Flüchtlinge und Schwache in ihren 
nördlichen Besitzungen und besetzten es mit Cisterzienser⸗Mönchen aus Lehnin. 
Gar fleißig haben die Mönche hier gearbeitet als Geistliche und Bauern 
Dadurch wurde Chorin sehr reich. Die Klosterkirche war die schönste in der 
Mark. In ihrem prächtigen Innern liegen sieben brandenburgische Mark⸗ 
grafen begraben, darunter Waldemar der Große. 
In den Greueln des Dreißigjährigen Krieges und der Schwedenkriege 
wurden die herrlichen Klostergebäude zerstört. Aber selbst die Ruinen betritt 
kein Wanderer ohne ehrfurchtsvolles Staunen. Sie zu erhalten und wieder— 
herzustellen, hat sich besonders Friedrich Wilhelm IV. bemüht. 
Nach „Riehl und Scheu“.
	        
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