Full text: Vaterländisches Lesebuch für die obern Klassen in den Volksschulen Bayerns

zu*. Was König Heinrich der Finkler für Deutschland gethan. 335 
schlechtem Anteil an der Verwaltung der gemeinsamen Stadt 
forderten und erlangten. 
Die frühern Leibeigenen, welche teils durch Vergünstigung 
der Bischöfe und Äbte, sowie auch weltlicher Herren, welche 
die Geschicklichkeit ihrer Leute fördern wollten, teils durch 
Flucht von den Gütern der Edlen in die Städte gelangten, 
teilten sich die Arbeit; ein jeder vervollkommnete sich in 
seinem besondern Fache, und daraus erwuchs zuerst das ein¬ 
zelne Handwerk. Bald verbanden sich die Leute von gleicher 
Beschäftigung zu Gesellschaften, wie dies die Kaufleute einer 
Stadt schon zur Zeit Karls des Grossen gethan hatten, und 
ß? erstanden die Zünfte, Innungen, die Gilden, 
<Üe im Mittelalter so kräftig und so segensreich wirkten. — 
Als in den nächsten Jahrhunderten die Gewerbe sich aus¬ 
dehnten, wurden eigene Vorratshäuser oder Niederlagen für 
die Waren errichtet, welche Kauf- und Gildhallen oder 
aoch Leghäuser hiessen. Zugleich wies man den Händlern 
mit Lebensmitteln oder andern täglichen Bedürfnissen einen 
gemeinsamen Platz zur Auslegung ihrer Waren an, damit 
den Käufern die Auswahl erleichtert, und damit noch über¬ 
dies der gegenseitige Wetteifer der Gewerbsleute angeregt 
werde. So entstanden die Fleisch- und Brotbänke, wa alle 
Metzger und Bäcker der Stadt zusammen ihre Ware aus¬ 
loten, nicht minder die Leder-, Wein- und Bierbänke. Bei 
Daneben Städten finden sich noch Spuren dieser Einrichtung 
in den Fisch-, Obst-, Wein-, Gemüse-, Eier-, Holzmärkten u. s. w. 
^ den folgenden Jahrhunderten legten die ansehnlicheren 
Städte die. Gewerbsbuden in bedeckten Gängen ringförmig 
neben einander an. Man nannte sie dann „Lauben“; wir 
8ehen solche noch in München, Wasserburg, Rosenheim und 
andern Städten unsers Vaterlandes. 
König Heinrich erteilte den Einwohnern der neuen Städte, 
die aus dem Stande der Leibeigenen oder Hörigen hervor¬ 
gingen, bis auf einen gewissen Grad die Rechtsfähigkeit, und 
denselben einen sichern Nahrungszweig zu gründen und 
die Gewerbsthätigkeit in den Städten zu vermehren, verordnete 
eri dass alle Versammlungen, Gerichte, Märkte und Wirts¬ 
häuser in den Städten gehalten werden sollten. — Solche 
Vorzüge weckten bei den gedrückten Leibeigenen immer mehr 
die Sehnsucht, in den Städten sich niederzulassen; dadurch 
werden nun die Freien gezwungen, wollten sie ihre Güter 
aicht entvölkert sehen, ihren Leibeigenen eine mildere Be¬ 
handlung angedeihen zu lassen. 
Alle aber, die in der Stadt waren, mussten unablässig 
an den Mauern und Befestigungen derselben arbeiten, damit 
aa Frieden eine sichere Zuflucht bereitet würde gegen die 
nahende Gefahr des Krieges. Auch Lebensrnittel wurden in
	        
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