221. Der Elefant.
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gestreckt reicht der Rüssel bis auf den Boden herab; er wird
daher regelmässig eingerollt getragen. Der Rüssel ermöglicht
dem Elefanten das Leben. Der Leibesbau erlaubt dem
Elefanten nicht, den Kopf bis zur Erde herabzubringen, und
es würde dem Dickhäuter deshalb schwer werden, sich zu
ernähren, würde nicht jenes sonderbare Werkzeug ihm zur
Lippe, zum Finger, zur Hand und zum Arme zugleich. Wie
die Nahrung, führt der Elefant auch seine Getränke mit Hilfe
des Rüssels zum Munde, er saugt beide Röhren desselben voll
und spritzt sich den Inhalt dann in das Maul. Sobald eine
Herde an das Wasser kommt, ist dies ihr wichtigstes Geschäft,
und erst wenn der Durst gestillt ist, denken die Tiere daran,
in derselben Art und Weise auch ihren Körper zu nässen.
Her Rüssel ist übrigens nicht bloss zum Aufsaugen des Wassers,
sondern auch zur Aufnahme von Sand und Staub geeignet.
Hiese Stoffe werden angewendet, um die so lästigen Kerbtiere
zn verscheuchen. Der Rüssel erscheint ebenso ausgezeichnet
Wegen seiner gewaltigen Kraft als wegen der Mannigfaltigkeit
der Biegungen und Drehungen, deren er fähig ist, oder der
Geschicklichkeit, mit welchen er etwas angreifen kann. Mit
dem fingerartigen Fortsatz am Ende erfasst der Elefant die
kleinsten Dinge , leichte Silbermünzen und Papierschnitzel; mit
ihm entpfropft er die Weinflasche, pflückt er den Blumen-
straufs, bricht er aber auch die gewaltigsten Bäume um.
Die Augen des Elefanten sind klein, von blödem, aber
gutmütigem Ausdrucke, die Ohren dagegen sind gross, Leder¬
lappen vergleichbar.
Sehr merkwürdig ist das Gebiss. Der Elefant trägt im
Oberkiefer zwei ausserordentlich entwickelte Stosszähne, aber
weder Schneidezähnc noch Eckzähne, sondern bloss noch
einen einzigen gewaltigen Backenzahn in jeder Seite des
Kiefers. Wenn dieser Zahn durch das Kauen sich abgenutzt
hat, bildet sich hinter ihm ein neuer Zahn, welcher vor dem
Ausfallen des letzten Stummels in Thätigkeit tritt. Man hat
beobachtet, dass dieser Zahnwechsel sechsmal vor sich geht.
Die Stosszähne haben ein ununterbrochenes Wachsthum und
können daher eine ungeheure Länge, sowie ein Gewicht von
75 bis 90 kg erreichen. — Nächst dem Rüssel benutzt der
Elefant auch die Zähne zu mancherlei Arbeiten. Er hebt mit
ihnen Lasten auf, wälzt Steine um, wühlt Löcher und ge¬
braucht sie wohl auch als Waffen zur Abwehr oder zum An¬
griff, schont sie übrigens so viel als möglich; denn in ihnen
liegt seine wahre Stärke nicht. Der Elefant erreicht eine
Höhe bis zu 4 m und ein Gewicht von 3—4000 kg.
In den angegebenen Ländern findet man den Elefanten
in jeder grösseren Waldung. Je reicher eine solche an Wasser
ist, um so häufiger tritt er auf. Wasser ist eine Bedingung