8. Südamerika. 9. Grönland.
313
Guyana (spr. Gianna) haben die Franzosen, Holländer und Eng¬
länder im Besitze. Es ist die einzige Provinz in Süd-Amerika,
in welcher die evangelische Mission ein Arbeitsfeld gefunden hat;
in dem übrigen ungeheuren Gebiete herrscht die römisch-katho¬
lische Kirche. Guyana liegt zwischen dem Amazonenstrome und
dem Orinoko; nur an den Ufern ist das Land bekannt, da die vielen
Wälder und Moräste ein tieferes Eindringen fast unmöglich machen.
2. Am Ausflüsse des Orinoko wohnen wilde Indianerstämme
in den großen Waldungen. Zur Regenzeit, wo die Niederung vom
Flusse überschwemmt wird, spannen sie Hängematten von einem
Stamm zum andern und wohnen nach Art der Atfen auf den
Bäumen. Den Boden bedeckten sie teilweise mit Letten, und auf
dieser feuchten Grundlage schüren die Weiber das Feuer an, mit
dem sie ihre Speisen bereiten. Wer bei Nacht auf dem Strome ver¬
üb erfährt, sieht die reihenweis hoch in der Luft brennenden Feuer.
Tausendjährige Wälder, ein undurchdringliches Dickicht, er¬
füllen den feuchten Erdstrich zwischen dem Orinoko und dem
Amazonenstrome. Berg und Wald hallen wieder von dem Sturz
der Wasserfälle, von dem Gebrüll der wilden Tiere und dem
dumpfen Geheul bärtiger Affen. Wo der seichte Strom eine Sand¬
bank übrig läßt, da liegen mit offenem Rachen, unbeweglich wie
Felsstücke, Krokodile; der ganze Leib ist oft, wie ein Baumstamm,
üut Wasservögeln bedeckt.
Buntfarbige Schmetterlinge eilen von Blume zu Blume an den
sonnigen Sandufern der Flüsse. Tausende glänzender Käfer blin¬
ken, den Edelsteinen gleich, aus dem Grün der Blätter. Schlangen,
ü°ch schöner von Farbe als die Blumen, winden sich an den
Bäumen in die Höhe und haschen nach Insekten und Vögeln.
Oie grün, blau und rot gefärbten Papageien erfüllen in den
Gipfeln der Bäume die Luft mit ihrem krächzenden Geschrei.
9. Grönland.
^ • 1. Wie es in Grönland aussieht. Grönland, das äußerste
^ordpolarland Amerikas, ist noch sehr wenig bekannt. Es mag wohl
Doppelt so groß als Deutschland sein. An der Meeresküste, wie nach
öeiu Innern zu erheben sich hohe und schroffe Berge, mit stetem Schnee
Und Eis bedeckt, an welche sich große Eisfelder anlehnen. Nur vom
^nni bis August taut der Boden an der Oberfläche auf, die übrige
jpt des Jahres ist Winter und im Januar und Februar herrscht die
Ängste Kälte, so daß die Steine springen, und die Luft mit kleinen
^teilchen angefüllt ist. Im nördlichsten Teile sieht man zwei
rnnate die Sonne gar nicht aufgehen, und im südlichsten dauern die
Urzestxn Tage nur drei Stunden. Die langen Winternächte werden durch
Jn, Harken Schimmer des Mondes und der Sterne, durch den Wieder-
des Schnees und durch die häufigen Nordlichter erhellt. Letztere