191
die Matrosen mit Eissporen an den Füssen, d. h. mit unterwärts gerichteten
Stacheln unter den Sohlen oder Fersen, auf den Walfisch. Diese Vorsicht
ist nötig, damit man auf der glatten, schleimigen Haut des erlegten Tieres
nicht ausgleite. Der in der Regel einen Fuss dicke Speck wird nun mit
meterlangen Messern in breite Streifen zerschnitten, von dem Körper
abgelöst und in Tauen auf das Schiff gezogen. Hier schneidet man denselben
in so kleine Stücke und Streifen, dass er in Fässer gefüllt werden kann,
worauf man diese verspundet. Dies ist eine höchst unangenehme,
schmutzige Arbeit. Das leicht schmelzbare Fett trieft von jedem Stückchen
ab, besudelt die Arbeit, macht den Boden, das Verdeck so glatt, dass
man bei der geringsten Neigung des Schiffes sich nicht mehr auf den
Füssen erhalten kann, sondern hinfällt und sich in Öl und Thran badet.
Ungesund aber, was man oft sagen hört, ist die Arbeit nicht, da der üble
Geruch kein fauliger, sondern der natürliche Fettgeruch ist.
Ausser dem Speck ist das Fischbein die Hauptsache an dem Walfisch.
Dieses steckt, wie bereits angeführt, in der oberen Kinnlade und vertritt
nicht sowohl die Stelle der Zähne, als die eines Seihers oder Siebes für
das Tier. Es wird an den Wurzeln herausgehauen, gereinigt und in den
obersten Räumen des Schiffes verpackt, weil es das Leichteste an der ganzen
Imdung ist. Speck oder (wenn man landete und Zeit hatte, denselben
auszulassen) statt dessen der bereits fertige Thran füllt in den grossen
Fässern die untersten Räume des Schiffs.
Das Fischbein wird zu sehr verschiedenen Dingen gebraucht und ist
daher ein wichtiger Handelsartikel. Nicht bloss Regenschirme, Reitpeitschen
macht man, nicht bloss Körbchen und Hüte flicht man davon, sogar Pe¬
rücken hat man aus den Haaren verfertigt, zu denen sich das Fischbein
zerlegen lässt. Die Bewohner der Nordländer machen Bogen und Pfeile,
Stricke und Netze daraus. Die ungeheuern Knochen der Kinnlade dienen
zu Thorgerüsten und tragen die schwersten Thüren. Allein nicht nur dieses
mt’s, was man vom Walfisch braucht, sondern auch die Leber wird zu
I'hran verkocht, die Zunge wird gegessen, das Gehirn zu Walrat ausgelassen.
Fin etwa 20 Meter langer Walfisch liefert gegen 30000 Kilogramm Speck,
woraus man etwa 24000 Kilogramm reinen Thran bereitet, der gegen 5000
Mark wert ist. Ausserdem kann das Fischbein auf 2500 Mark gerechnet
Werden. Doch sind so einträgliche Walfische selten. Im Durchschnitt kann
Wan jeden getöteten Walfisch nicht über 4—-5000 Mark anschlagen.
148. Der Lappländer und das Renntier.
(Mügge.)
Das Leben des Berglappen ist mit dem Leben des Geschöpfes, das seine
einzige Habe ausmacht, innig verbunden, und dies Tier selbst zwingt ihn zum
steten Wechsel seines Wohnplatzes. Das Renntier weidet auf jenen hohen
fürchterlichen Sümpfen, deren braune Decke das bittere Renntiermoos trägt
und die Moltebeere als einzige Frucht hervorbringt. Wenn die Sommerhitze
hier oben eintritt, sieht es sich von zahllosen Mücken- und Fliegenschwärmen
berfolgt, welche Menschen und Tieren das Leben wahrhaft unerträglich machen.
Es dringt daher von selbst daraus, daß seine Herren mit ihm an die kühle
5
10
15
20
25
30
35
40
45