Full text: Deutsches Lesebuch mit Bildern für evangelische Volksschulen

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2. Ohne Gefahren sind aber auch die Jugendtage eines Rehkälbchens 
nicht. Einer der schlimmsten Feinde ist der Fuchs, der schlaue Räuber. 
Gar zu gerne schleicht er sich an die weidenden Rehe heran und stellt 
sich so gutmütig und unschuldig wie möglich. Ist ein junges Reh vor— 
witzig genug, ihm nahezukommen, und hat seine Mutter auf es nicht 
gehörig acht, so springt der arge Bursche zu, erwürgt das Kälbchen 
und schleppt es zum Fraße fort. Gleicherweise drohen Uhu und Adler 
Gefahr. 
3. Im zweiten Jahre bekommt das Rehböckchen ein Geweih, bei dem 
jede Stange noch einen Seitenast hat. In spätern Jahren erhält jede 10 
Hälfte 3, 4 oder 5 Zacken, mehr aber nicht. Mit dem Geweih wächst 
dem Rehbock auch der Mut, und wenn das Gehörn ausgewachsen und 
hart ist, so wird das sonst so sanfte und friedliche Tier kampflustig und 
streitsüchtig. In der Abenddämmerung tritt es dann trotzig auf den 
freien Plan und läßt ein lautes Bellen hören. Es ruft damit das 15 
Weibchen, droht aber auch zugleich dadurch jedem andern Rehbock, ihm 
aus dem Wege zu bleiben. Begegnen sich zu dieser Zeit zwei rauflustige 
Böcke, so stellen sie sich zum Kampfe gegenüber wie die alten Ritter. 
Sie rennen mit ihren Geweihen gegen einander, daß es laut schallt. Zur 
Zeit ihrer Kampflust greifen die Rehböcke manchmal sogar Menschen an, 20 
die ihnen zur ungelegenen Stunde in den Weg kommen. 
4. Wenn mehrere Jahre lang bei schöner Witterung die Rehe im 
Walde sich ungestört vermehrten, jede Familie etwa um zwei Junge, so 
müßten sie bald dem Walde und den umliegenden Feldern nachteilig 
werden. Sie würden die jungen Bäume im Winter und Frühjahr so 25 
stark benagen, daß viele eingingen, und die Getreidefelder des Land— 
manns würden übel zugerichtet, wenn Hunderte von Rehen dort ihren 
Spielplatz aufschlügen und offene Tafel hielten. Schon deshalb ist es 
nötig, daß der Jäger jährlich eine Anzahl Rehe wegschießt. Dazu ist 
der Rehbraten das schönste Wildbretgericht, das der Wald bietet. 30 
Nach Herm. Wagner. 
366. Der Fuchs. 
1. Im Walde ist der Fuchs ein gar armer Gesell, den jeder— 
mann über alle Maßen schmäht. Da schilt ihn der Jäger, weil er 
ihm einen Hasen gefressen, der Vogelsteller, weil er ihm die Vögel aus 35 
dem Sprenkel ausgelöst, der Bauer, weil er ihm ein vorwitziges Hähn— 
chen entführt hat, das zu weit in den Wald spaziert war. Selbst das 
kleine Kind, das in seinem Leben vielleicht den rothaarigen Gesellen
	        
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