Das Zeitalter der Religionskriege.
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Gotthard Ketteler, der letzte Hochmeister des Schwertordens, hatte sich
1561 zum Herzoge von Kurland gemacht und war Polens Vasall ge¬
worden; Livland war unmittelbar an die Krone gefallen. Polen hatte
seine glänzendste Zeit, es beherrschte weithin den Ostrand des Baltischen
Meeres, und sein Besitz reichte fast bis zur Küste des Schwarzen Meeres.
Die Hansa war von Dänemark verdrängt. In der von der
Königin Margarete von Dänemark 1397 zu Kalmar begründeten Union
der drei Königreiche Dänemark, Schweden und Norwegen sah sie noch
keine Gefahr, aber im 15. Jahrhundert wurde der Bund durch die Handels¬
feindschaft zwischen flandrischen, rheinischen und preußischen Städten einer¬
seits, Lübeck und dem wendischen Quartier andrerseits gelockert und löste
sich allmählich auf. Die Könige von Dänemark wurden Herzöge in
Holstein und gehörten später dem niedersächsischen Kreise an, dehnten
also ihre Macht bis in die nächste Nähe Lübecks aus. Dagegen hatten
sie Schwierigkeiten, die Union in Schweden zu behaupten. Christian II.
war der letzte Unionskönig, aber er führte durch das Stockholmer
Blutbad (1520) die Loslösung Schwedens selbst herbei.
Schweden. Gustav Wasa, der aus der Gefangenschaft Christians
entkommen war, kehrte mit Hilfe der Stadt Lübeck nach Schweden zurück,
fand Anhänger, wurde 1523 zum Könige gewählt und eroberte, von einer
Mischen Flotte unterstützt, Stockholm. Er führte die Reformation ein.
Damals versuchte Jürgen Wnllenwever, Lübeck nochmals die
Herrschaft zu verschaffen, und unterstützte einen dänischen Kronprätendenten,
um durch ihn in Dänemark große Handelsprivilegien zu erhalten; aber
das Unternehmen scheiterte, Wullenwever wurde hingerichtet, und Lübeck
verlor bald darauf auch seine Privilegien in Schweden.
In der Mitte des 16. Jahrhunderts waren Dänemark, Schweden
und Polen Herren der Ostsee.
Am Ende dieses Jahrhunderts begann der Kampf zwischen Polen
und Schweden. Ihre Feindschaft war zugleich dynastisch. Gustavs I.
Enkel Sigismund wurde zum Könige in Polen gewählt und trat zur
katholischen Kirche über, wurde aber, da er sein Versprechen, die prote¬
stantische Kirche in Schweden zu schützen, nicht hielt, hier abgesetzt und sein
Oheim Karl zum Reichsverweser, später zum Könige von Schweden
erhoben. Sein Sohn ist Gustav Adolf (1611—1632), der Gründer
der schwedischen Großmacht. Er nahm im Kriege Rußland
Jngermanland und Karelien, den Dänen Kalmar und den Polen
einen Teil Livlands ab. Noch stand er mit diesem Gegner im Kampfe,
als der deutsche Krieg die Ostseeküste erreichte und er es vorzog, in diesen
einzugreifen.
Er verband sich nun mit den Feinden seiner Feinde, und so entstand
die schwedisch-französische habsburgfeindliche Allianz; der Kampf um die
Vorherrschaft am Rheine und der Kampf um die Herrschaft auf der Ostsee
wurden schließlich gleichzeitig aus dem Boden des Deutschen Reiches ent¬
schieden.