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Der Oybin.
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Cölestiner vor, der erst unlängst zum Priester geweiht worden
ist, und beauftragt ihn, uns die Einrichtungen des Klosters zu
zeigen. Gern übernimmt er die Führung. Wir gewinnen ihn
rasch lieb wegen seiner Einfachheit und Hherzlichkeit; zudem ist
er ein Lausitzer und stammt aus einer reichen Familie der
Stadt Görlitz, die in jener Zeit dem Kloster viele ihrer Söhne
zuführte.
UNach längerem Verweilen verlassen wir den Speisesaal,
schreiten an der Küche vorüber und betreten einen langen Gang.
Rechts und links liegen die einfenstrigen Zellen der Cölestiner.
hier schreibt einer mit zierlicher Schrift ein Buch ab; dort
verziert ein anderer eine große Bibel mit Randmalereien; hier
unterrichtet ein greiser Pater die jüngeren Ordensmitglieder
in der Gottesgelehrtheit; dort übt der Kantor eifrig den
Psalmengesang ein, der weit und breit nicht so schön gesungen
wird wie auf dem Oybin. In einer Zelle treffen wir einen
Geschichtsschreiber, in der anderen einen Rechtsgelehrten; in der
dritten studiert einer die Predigt zum bevorstehenden Kirchweih—
feste. Die Mönche grüßen uns freundlich oder sagen dem Gaste
ein liebes Wort, während sie sonst den größten Teil des Tages
strenges Stillschweigen beobachten.
Vor einer großen Eichentüre machen wir Halt. Sie führt
zur Schatzkammer des Klosters, zur Bibliothek. Mit Stolz zeigt
uns der Führer die Klosterschätze, die der Fleiß der Mönche
gesammelt oder geschrieben hat. Ringsherum stehen einfache,
hölzerne Lesepulte, worauf die Bücher aufbewahrt werden. Be—
sonders seltene Werke sind mit eisernen Ketten an die Pulte fest—
geschlossen. Alle haben holz- oder Ledereinbände, einige sogar
solche mit Schnitzereien oder Pressungen. Auch gedruckte Werke
liegen zahlreich da. So groß ist schon der Reichtum, daß die
Cölestiner ihren Brüdern auf dem Königsteine eine schöne
Sammlung schenken konnten. Uur ungern trennen wir uns von
diesem Orte des Fleißes und der Wissenschaft.
Da wir die Kirche schon kennen, steigt der Führer mit uns
in die Grüfte unterhalb der Kirche. hier ruhen die frommen
beter von ihrem strengen Leben aus und erwarten den Tag der