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313. Der Wol!.
Hans, der lügenhafte Knabe, hütete nicht weit von einem
großen Walde die Schafe. Eines Tages schrie er, um sich einen
boshaften Spaß zu machen, aus allen Kräften: ,,Der Wolf
kommt! der Wolf kommt!“ Die Bauern kamen sogleich mit
Äxten und Prügeln in Scharen aus dem Dorfe gelaufen und
wollten den Wolf totschlagen. Da sie nun von einem Wolfe
nichts sahen, gingen sie wieder heim, und Hans lachte sie
heimlich aus.
Am andern Tage schrie Hans wieder: „Der Wolf, der
Wolf!“ Die Bauern kamen wieder heraus, — aber nicht so
zahlreich als gestern; sie schüttelten die Köpfe und gingen voll
Verdruß nach Hause. Am dritten Tage kam der Wolf wirklich.
Hans schrie ganz erbärmlich: „0 Hilfe, Hilfe! der Wolf, der
Wolf!“ Allein es kam ihm kein einziger Bauer zu Hilfe. Die
ganze Schafherde sprang eilends dem Dorfe zu. Den armen
Hans aber, der nicht so schnell laufen konnte wie die Schafe,
erwischte der Wolf, zerriß ihn und fraß ihn auf.
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch
die Wahrheit spricht. Chr. v. schmid.
314. Der Kuhhirt.
Ein Knabe weidete ein Rind auf einem Grasplatze neben einem
Garten. Als er nun in die Höhe nach einem Kirschbaume sah,
merkte er, daß einige reife Kirschen darauf saßen; die glänzten ihm
rötlich entgegen, und es gelüstete ihn, sie zu pflücken. Er verließ das
Tier und kletterte auf den Baum.
Die Kuh aber, da sie den Hirten nicht sah, ging davon, brach in
den Garten und fraß Blumen und Kräuter nach ihrem Gelüste;
anderes zertrat sie mit den Füßen.
Als der Knabe solches sah, ward er sehr entrüstet, sprang von
dem Baume auf die Erde, lief hin, ergriff das Rind, und schlug und
schmähte es jämmerlich.
Da trat der Vater, der alles gesehen hatte, zu dem Knaben, sah
ihn ernstlich an und sprach: „Wem gebühret solche Züchtigung, dir
oder dem Tiere, welches nicht weiß, was rechts oder links ist? Bist
du minder deinem Gelüste gefolgt, als das Tier, welches du leiten
solltest? Und nun übest du solch ein unbarmherziges Gericht und
vergissest deiner Vernunft und deiner eigenen Sünde?"
Da schämte sich der Knabe und errötete vor dem Vater.
F. A. Ärnmm acher.