Full text: Lesebuch für Volksschulen

II. Geographisches. 
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des Abends beim Feuer, oder die Arbeiter während der Mittagssonne 
im kühlen Schatten, sich mit Trank und Speise labend. 
Nach J. G. Kohl. 
19. Holland. 
Wenn man den Rhein hinabfährt der Nordsee zu, so gelangt man 
in ein tief gelegenes Land, welches sich an den Küsten des Meeres 
hinstreckt. Wer das Plattdeutsche versteht, kann sich wohl noch leidlich 
init den Menschen, welche dort wohnen, verständigen, und er merkt es 
bald, daß die Bewohner deutschen Stammes sind. Das Land heißt 
Holland. Es ist reich an praͤchtigen Städten und großen Dörfern. 
Herrliches Wiesenland siehst du dä, und darauf staltliche Rinder— 
uͤnd Viehherden. An andern Stellen schweift der Blick über Heide— 
oder Geestland hin, das mit dem einförmigen Heidekraut bewachsen 
ist. Dann wieder fällt das Auge auf mooriges Niederungsland, 
in welchem tausend fleißige Hänide mit dem Stechen des Torfs be— 
schäftigt sind. So geht es fort im bunten Wechsel. Aber wunderbhar: — 
Alles, was dein Auge erblickt, hat der Mensch aus dem Schlamm 
herausgehoben und zum Teil den Wogen des Meeres abgewonnen. 
Denn es hat eine Zeit gegeben, wo die Fluten der Nordsee sich über 
diese Gegenden ergossen. Noch heute muß der Holländer sein Land, 
hin Haůs, fein Feld vor dem Andringen des Meeres verteidigen. 
Wenn die Flut kommt, steht er in Gefähr, seinen ganzen Reichtum 
in den Wasserwogen begraben zu sehen. Um das zu verhindern, hat 
er starke und mächtige an errichtet, an denen das Ungestüm des 
Meeres sich brechen soll. — In zahlreichen Armen windet sich der 
Rhein durch das Land. Wie schleicht er zwischen seinen niedrigen 
Ufern so träge dahin! Ist das derselbe dun der brausend und 
umen von den Schweizer Bergen sich herabstürzte, und der seine 
toͤlzen, grünen Wogen durch unser deutsches Vaterland ergoß? Er ist 
es aber er ist ein Greis geworden, und mit Mühe nur erreicht er 
das Meer. — Außerdem ist Holland von zahllosen Kanälen durch— 
zogen. Sie sind angelegt worden, um das Land zu entwässern und 
um den Verkehr der Menschen zu erleichtern. Diese Kanäle sind belebt 
von Kaͤhnen, welche Waren und Menschen durch das Land befördern. — 
In der Nahe der sauberen Dörfer streifen Herden gemächlich durch das 
Wiesenland; fleißige Menschenhände bringen das Heu ein oder schneiden 
die reife Frucht der Felder. Auf hoch gebautem Damme fährt der 
un ded Reisenden. Trittst du in äine Stadt oder in ein Dorf, 
so It alles sill, reinlich und nett. Der Holländ er liebt saubere 
Kleidung. Sein Haus ist mit Blumen und Kräutern, mit Schnörkeln 
und Bildern geschmückt. Die zierlichen Gärten, die mit bunten Muscheln 
und Steinen ausgelegt sind, die reinlichen Dreschtennen und Stallungen 
erfreuen das Auge. Bedächtig und gemächlich schreitet der Bauer in 
uen hohen Holsschuhen einhern und mit behaglicher Miene und in 
angsanier, breiter Rede begegnet er dem Freniden. Wer aber meint,
	        
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