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die Bischöfe. Diese galten als ihre Lehnsm annen. Auf ihrem
Gut beruhte, wie wir sahen, hauptsächlich die fönt gliche Ma cf)t.
Bei der Einsetzung pflegten die Bischöfe dem Könige Geld zu geben.
Das erregte bei frommen Leuten Anstoß. Sie nannten es Simonie,
nach jenem Simon, der von den Aposteln das Kranfenheilen durch Geld
erkaufen wollte. Noch Konrad II. hatte diesen Brauch ausgeübt, Hein-
rieh III. dagegen nicht. Heinrich IV. nahm ihn wieder auf. Darüber
kam er mit dem Papst in Streit.
Auf dem päpstlichen Stuhle saß damals Gregor VII. Dieser
hatte von der päpstlichen Macht eine hohe Meinung. Nach
seiner Überzeugung gehörte dem Papste als dem „Statthalter
Christi" nicht bloß bie Herrschaft in allen geistlichen,
sondern auch in allen weltlichen Dingen. Ihm sollten also
geistliche unb weltliche Fürsten gehorchen, unb der Papst st and
noch seiner Ansicht über dem Kaiser. In den Bischöfen sah er
nur Geistliche und beanspruchte darum ihre Einsetzung für sich.
Als er dann Heinrich aufforderte, die von ihm durch Simonie
eingesetzten Bischöfe zu entfernen und in Zukunft dem Papste
die Wahl dieser Geistlichen zu überlassen, kam es zum Kampfe.
Wenn Heinrich nachgab, so verlor er die Verfügung über das Kirchen-
gut und schädigte seine Machtstellung ganz erheblich. Darum weigerte
er sich. Da drohte ihm Gregor mit schweren Kirchenstrafen.
Voll Zorn berief Heinrich die deutschen Bischöfe nach Worms und ließ
durch sie Gregor für abgesetzt erklären. Daraus stieß ihu der
Papst aus der Kirche aus, erklärte ihn für abgesetzt und ent-
band die Untertanen vom Tr eueid e. Es war das erste Mal, daß
der Kirchenbann bas Haupt eines Königs traf.
Sofort erhoben sich bie Sachsen wieber. Die beutschen Fürsten
gedachten die Gelegenheit zu benutzen, die lästige königliche Macht ganz
abzuschütteln, und machten darum untereinander aus, sie wollten einen
neuen König wählen, falls Heinrich nicht binnen Jahresfrist vom Banne
gelöst sei. So sah sich der junge Herrscher von den Seinen verlassen.
Er fand keinen andern Ausweg, als deu Papst in Italien selbst aufzu-
suchen und sich die Befreiung vom Kirchenbanne persönlich zu er-
bitten. Mitten im eisig kalten Winter (1076/77) begab er sich mit
kleinem Gefolge auf die beschwerliche Fahrt. Die Alpen waren mit
tiefem Schnee bedeckt, und die Reisenden schwebten oft in Todesgefahr.
Tren stand dem Könige feine Gemahlin Berta zur Seite, die er
früher fehr schlecht behandelt hatte, uud die sich durch ihren Opfermut jetzt
feine Liebe gewann. Endlich langte man in Italien an. Der Papst war
schon auf dem Wege nach Deutschland, wohin ihn die deutschen Fürsten
gerufen hatten, damit er über Heinrich zu Gericht sitze. Er glaubte,
Heinrich komme in feindlicher Absicht, und floh in das feste Schloß
Canossa. Viele lombard ische Große, die dem Papste seind