Gottes durch die Luft — er sah scheu in die Höhe — seitdem
wahren wir die Landesmark."
Der Fremde wandte das Haupt und blickte jetzt zum ersten
Mal hinüber nach dem Heimatland seines Gefährten. In vielen
Reihen zogen sich die langgeschwungenen Berghöhen hinter ein¬
ander; querdurch führte ein tiefes Tal. Da, wo es sich Zn der'
Lichtung erweiterte, glänzte im Sonnenschein der Schaum des
Waldbachs.
„Und jetzt laß mich wiffen, Gutgesell, wessen Zeichen du
trägst, und wohin deine Weisung mich führt."
„In allen Tälern, welche dein Auge sieht, und weiter bis
in die Ebene hinab, waltet als Häuptling Herr Answald, der
Sohn Jrnifrieds, welchem auch ich diene."/*
„In der Fremde vernahm ich, daß ein großer König über
das Volk der Thüringe herrscht; sie nannten ihn König Bisino,"
versetzte der Wandrer.
„Du hast das Richtige gehört", bestätigte der Jüngling.
„Aber dies Waldland hier ist frei unter seinem eigenen Herren-
.geschlecht seit alter Zeit, und der große König des Landes ist
zufrieden, daß wir ihm die Grenze hüten und jedes Jahr Rosse
an seinen Hos senden. Wenig sorgen wir Waldleute um den
König, und unser Herr Answald geht nur selten zu Hose nach
der Königspnrg."
„Und zählt König Bisino eure Rinderherden nicht, die ich
dort bei den Hütten sehe?" frug der Fremde wieder.
„Hm, es war einmal Waffenlärm in den Dörfern, weil
der König seine Eber unter unsern Eichen mästen wollte. Auch
kan: dem König das Gelüst, den wilden Ochs in unsern Wäldern
zu jagen; aber man hat nichts mehr davon gehört."
Der Fremde sah ernsthaft in das Tal hinab: „Und wo ist
der Hof deines Herrn?"
Der Wächter wies die Tallücke entlang. „Er liegt am
Ausgang der Berge, für einen schnellen Wanderer drei Stunden
talab; uns aber trägt ein Roß von der Weide in kürzerer Zeit
dorthin. Hörst du beu Husschlag? Das Horn hat meinen
Gesellen verkündet, daß ein Fremder zu geleiten ist; der mich
ablöst, kommt."