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hat. Von ungefähr fommt ihm eine Maus in die Quere. Schneller,
als man seinem Körperbau und Gang nach vermuten sollte, fährt
er hüpfend drauf los und zerbeißt der quiekenden Beute den Kopf.
Mitten in der Mahlzeit hat der Behagliche doch die Vor¬
sicht nicht versäumt. Regungslos hat er sich hinter eine Scholle
gedrückt. Dort fliegt in mächtiger Höhe über dem Felde daher
ein Bussard, einer seiner gefährlichen Feinde. Die Gefahr geht
glücklich vorüber. Aber es sollte nicht die einzige sein, die ihm
aus seinem Frühlingsgange begegnet.
Wir wissen nicht, was dem Hermelin in den Sinn ge¬
kommen, was ihm drunten im Kanal keine Ruhe ließ, den es
sonst nur selten am Tage verläßt. Was treibt das gewandte,
geschmeidige, in flinken Bogensätzen längs dem Raine dahineilende
Räuberchen an? Jetzt stutzt es und macht ein Männchen; dann
setzt es die niedlichen Vordersüßchen auf einen Stein und reckt den
Hals aus. Flugs springt es vom Raine weg in eine Furche
auf den Bau des Hamsters zu. Hier angekommen, unter¬
sucht es mit dem Rüschen den Ort, guckt in gestreckter Stellung
in den Bau, springt sehr erregt rings um die Röhre herum, ver¬
läßt dann eilends wieder die Stätte und verfolgt den Pfad, auf
welchem der Hamster vorhin in das Feld gegangen ist.
In der Hast rennt es gegen den Hamster an. Mit hohem
Satz prallt es zurück. Der Hamster springt fauchend ebenfalls
nahezu einen halben Meter hoch, und nun stehen sich die Tod¬
feinde kampfbereit gegenüber: das Wiesel angriffslustig, der Hamster
zur Verteidigung bis aufs äußerste gerüstet. Das.Wiesel springt
zur Rechten und Linken, gerade über den Hamster weg, um ihn
seitwärts oder von hinten anzufallen. Dieser dagegen richtet seine
Zähne und Krallen je nach den Wendungen des Feindes und
sucht das Hinterteil möglichst dicht unter den Leib zu schieben,
um eine kleinere Angriffsfläche zu bieten und um so schneller mit
dem Vorderteil herumfahren -zu können. Der viel gewandtere
und ausdauerndere Räuber ermüdet durch seine Kreuz- und Quer¬
sprünge den plumpen Nager nach und nach so, daß der Sprung
in den Nacken oder an den Hals gelingt und der Hamster, wenn
auch nicht ohne manchen abwehrenden Biß und Krallenschlag an¬
gebracht zu haben, unter dem blutdürstigen Wiesel stirbt.