Full text: (Für das 5. bis 8. Schuljahr in einfachen Schulen, für das 5. bis 6. Schuljahr in gegliederten Schulen) (Band 2, [Schülerband])

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dem Löwen die eigene Furcht verriete oder ihn zur Verteidigung 
aufzufordern schiene. Der Ausgang beweist, daß er selbst sich 
nicht minder gefürchtet hat als der Mensch; denn nach einiger 
Zeit erhebt er sich langsam, geht unter beständigem Umsehen einige 
Schritte zurück, legt sich wieder, entfernt sich abermals in immer 
kürzeren Zwischenräumen und nimmt endlich, wenn er ganz aus 
dem Bereiche der Macht des Menschen gekommen zu sein glaubt, 
in vollem Laufe die Flucht. So einstimmig nun auch diese Tat¬ 
sache von Landleuten aus allen Teilen der Kolonie am Kap ver¬ 
sichert wird, so mag dennoch dieser Versuch eben nicht oft angestellt 
worden sein. ' 
Vormals, als es noch mehr Löwen gab, stellte man große, 
gemeinschaftliche Jagden auf einen Löwen an, suchte ihn in die 
Ebene zu locken und schloß einen großen Kreis um ihn her. So¬ 
wie er an einer Seite durchbrechen wollte, ward von der ent¬ 
gegengesetzten auf ihn geschossen, und während er sich nun zornig 
dorthin wandte, trafen ihn von der Rechten und Linken so viele 
Kugeln, daß er fiel. Jetzt aber geht man selten anders als zu zweien 
auf die Löwenjagd, und recht fertige Schützen, die ihres Schusses 
gewiß sind und sich darauf verlassen können, daß ihr Gewehr nicht 
versagt, wagen es auch wohl, ganz allein die Spur eines Löwen 
zu verfolgen und ihn in seinem Schlupfwinkel aufzusuchen. Ge¬ 
fährlich bleibt ein solches Unternehmen allerdings, und man erlebt 
häufig Unglücksfälle. Hier ein paar Beispiele. 
Der Holländer Tjaard van der Walt und sein Bruder Jo¬ 
hannes verfolgten nicht weit von ihren Wohnplätzen am östlichen 
Abhange der Schnecberge die Spur eines großen Löwen, der unter 
ihren Herden vielen Schaden angerichtet hatte, und fanden ihn endlich 
in einer mit rauhem Gebüsche bewachsenen Schlucht. Sie nahmen ihre 
Stellung zu beiden Seiten des Ansgangs und schickten ihre Hunde 
hinein, um den Löwen herauszujagen. Das glückte denn auch; der 
Löwe stürzte nach der Seite des letztgenannten Bruders hervor, legte 
sich zum Sprunge und ward von ihm geschossen. Unglücklicher¬ 
weise hatte aber der Schuß nicht recht getroffen, sondern nur das 
Ohr und die eine Seite der Brust gestreift. Nach einer kurzen 
Betäubung von wenigen Sekunden erholte sich das Tier und 
stürzte nun, wütend vor Schmerz, mit solchem Grimme auf den 
Jäger, daß er kaum Zeit hatte, sich aufs Pferd zu werfen und
	        
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