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wie die Waldmäuse es tun. Jetzt gelit’s wieder einen Hasel-
straucli hinauf, der besonders dicht verwachsen ist. Dort
siehst du ungefähr einen Meter über dem Boden ein halb¬
kugeliges Nest aus Grashalmen und Moos, oben mit einem
schmalen Eingangsloch. Das ist der Sommerpalast der Hasel¬
maus. Dort pflegt sie ihre Jungen, deren sie gewöhnlich vier
hat; dort verbirgt sie sich zur Nachtzeit und bei unfreund¬
lichem Wetter. Im Herbst aber sucht sie ein Versteck unter
den Wurzeln der Sträucher auf, auch wohl ein Felsenloch,
das hinreichend trocken und vor dem Winde geschützt ist.
Dorthin schleppt sie Nüsse und Eicheln und legt sich schlie߬
lich selbst mit dazu, rollt sich zusammen wie eine Pelzkugel
und schläft wie ihre Vettern, das Murmeltier und der Sieben¬
schläfer. Treten im Winter schöne Tage ein mit milder
Witterung und warmer Sonne, so wird auch die Haselmaus
munter, unternimmt einen kleinen Spaziergang, frißt ein wenig
Nußkern oder einige Weizenkörner und schläft dann abermals
weiter, bis im Frühjahr die gute Zeit angeht.
Unser Freund teilt uns mit, daß hier im Haselbusch¬
walde auch ein Pärchen der großen Haselmaus seine
Wohnung habe, das er aber nicht stören möge, da sie
sehr scheue Tiere seien. Er meint, wir würden sie auch nur
selten zu sehen bekommen, da sie außerdem aufmerksam auf
jedes Geräusch achteten und dann sich versteckten. Es ist
dasselbe Tier, welches man unter dem Namen Gartenschläfer
kennt, und das wegen seiner Diebereien am Obst dem Gärtner
bitter verhaßt ist. An geschützter Stelle baut sich's in den
Baumzweigen ein kugeliges Nest, klettert flink wie ein Eich¬
horn und läuft sogar pfeilgeschwind an einer rauhen Wand
hinauf. Gern quartiert sich’s auch in leere Nester der Eich¬
hörnchen und Vögel ein und verschläft den Winter. Bei Tage
wird es uns selten glücken, eine Haselmaus im Walde zu
belauschen. Solange die Sonne leuchtet, schlafen beide Arten
gewöhnlich in ihren dunklen Verstecken. Erst mit Beginn
der Dämmerung kommen sie hervor und ersetzen während der
Nacht im Gezweige der Büsche und Bäume das Eichhorn.
Eichhörnchen und Haselmäuse sind selten in so großer
Zahl im Walde vorhanden, daß sie Schaden anrichten. Anders