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Jahren, feit die Hütte verkauft wurde, daß du nicht bei mir übernachten
würdest, da ich dir doch kein eigenes Heim bieten kann."
7. Dr. Holmberg fühlte einen Druck im Hälfe. Er blickte auf die
Neste der guten Mahlzeit, auf das weiße Tischtuch und den Porzellan¬
teller mit kleinen, blauen Rändern, von dem er gegessen hatte — die
andern drei Teller waren nur weiß, und er sah auf dem Schlafsofa der
Nählotte ein paar blendend weiße Laken mit breiten Spitzen. Er wandte
das Gesicht fort, damit keiner sehen sollte, was seine Augen taten, und
murmelte: „Aber, Mutter, wo in aller Welt hast du all das Feine und
Prächtige hernehmen können?"
„O, du kannst mir glauben, daß die Läden hier nichts Schlechtes
führen, und dann hatte der Fleischer gestern Schlachttag, und Bahn¬
meisters Minna überließ mir ihr Fleisch, als sie erfuhr, um was es sich
handelte!"
„Und das Geld, und das Porzellan, und das Tischtuch, und das
seine Bett, Mutter?"
Sie reckte ihre gebeugte Gestalt, so gut sie konnte, zu alter Höhe
empor und bekam wieder etwas von dem belehrenden Tone, in dem sie ihn
als kleinen Jnngen gewarnt hatte, sich vor den sprühenden Funken der
Esse zu hüten, als sie antwortete: „Was redest du nur, Sven! Ich habe
ja die ganze Aeit aus dich gewartet!^ Nach Alfred af Hrdenstierna. (Die Woche.)
6. Das taube Mütterlein.
H Mer öffnet leiseEchloß und Tür?
U)er schleicht ins Haus herein? —
Ts ist der Eohn, der wiederkehrt
zum tauben Mütterlein.
2. Tr tritt herein. Eie hört' ihn nicht,
sie faß am Herd und spann;
da tritt er grüßend vor sie hin
und spricht sie „Mutter!" an.
3. Und wie er spricht,so blicktsie auf,
und — wundervoll Geschick —
sie ist nicht taub dem milden Mort,
sie hört ihn mit dem Blick.
4. Eie tut die Arme weit ihm auf,
und er drückt sich hinein;
da hörte seines HerzensEchlag
das taube Mütterlein.
5. Und wie sie nun beim Eohue sitzt
so selig, so verklärt —
ich wette, daß taub Mütterlein
die 'Englein singen hört.
Friedrich Halm,
7. Der Notpfennig.
1. Es war ein schöner, heißer Sommermittag im Harzgebirge. Ich
wollte nach dem Brocken und wanderte nun durch ein kleines Tal den
schmalen, an der Berglehne sich hinziehenden Fußsteig. Da saß ein armer,
alter Manu mit dünnen, schneeweißen Locken am Wege. Er hatte einen