272
rieh, als er in Brandenburg erschien und die Huldigung
forderte, den Gehorsam. An der Spitze der Unzufriedenen
standen die mächtigen Raubritter, welche fürchteten, dass
ihre Herrschaft jetzt zu Ende sei. Sie widersetzten sich
mit offener Gewalt, nannten Friedrich spöttisch „den Nürn¬
berger Tand“ und prahlten: „Wenn es auch ein ganzes
Jahr Burggrafen regnete, so sollten sie in der Mark doch
nicht aufkommen.“ Da zog Friedrich, der das Landvolk
und die meisten Städte durch Milde und Freundlichkeit
bereits gewonnen hatte, mit Heeresmacht gegen die wider¬
spenstigen Raubritter. Diese flohen erschreckt in ihre Bur¬
gen. Hier hinter den dicken Mauern glaubten sie sich
sicher. Der Burggraf hatte aber eine grolse 24pfündige Ka¬
none, die man ihrer Schwerfälligkeit wegen die „faule
Grete“ nannte. Da sie die erste war, die man in Bran¬
denburg sah, so erregte sie Staunen und Schrecken. Eine
Burg nach der anderen wurde zusammengeschossen; die
trotzigen Räuber mussten sich ergeben oder fliehen. So
hatte die zuchtlose und entartete Ritterschaft endlich den
Mann gefunden, der sie zu bändigen den Willen und die
Kraft besass. Ruhe und Ordnung kehrten in das schwer
geprüfte Land zurück. Die Strassen wurden sicher, die
Wohnungen nicht mehr beraubt, die Fluren nicht mehr ver¬
wüstet. Jeder Unterthan konnte wieder sorgenlos und hoff¬
nungsvoll sein Geschäft betreiben, denn Recht und Eigen¬
tum eines jeden wurde von dem starken Arme des neuen
Landesherrn geschützt.
Im Jahre 1415, am 30. April, übergab Kaiser Sigis¬
mund dem Burggrafen die Mark Brandenburg als erbliches
Eigentum mit der Würde eines Kurfürsten und Erz¬
kämmerers des Reiches. Der Kaiser wollte dadurch seinem
treuen Statthalter und Ratgeber dankbare Anerkennung für
die grossen Verdienste zollen, welche derselbe sich um das
Reich, sowie um die zerrüttete Mark erworben hatte. Am
18. Oktober desselben Jahres liess sich der neue Kurfürst
als Friedrich I. in Berlin huldigen. Diese Stadt wurde von
nun an der Sitz des Fürsten und die Hauptstadt des Lan¬
des. Am 18. April des Jahres 1417 wurde Friedrich I. zu
Konstanz von dem Kaiser feierlich und öffentlich mit der
Mark und der Kurfürstenwürde belehnt. So ging das Land
Brandenburg unwiderruflich an die Hohenzollern über, zur
Ehre und zum Ruhme des erlauchten Geschlechts und zum
Segen des brandenburgischen Volkes.