Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen

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rieh, als er in Brandenburg erschien und die Huldigung 
forderte, den Gehorsam. An der Spitze der Unzufriedenen 
standen die mächtigen Raubritter, welche fürchteten, dass 
ihre Herrschaft jetzt zu Ende sei. Sie widersetzten sich 
mit offener Gewalt, nannten Friedrich spöttisch „den Nürn¬ 
berger Tand“ und prahlten: „Wenn es auch ein ganzes 
Jahr Burggrafen regnete, so sollten sie in der Mark doch 
nicht aufkommen.“ Da zog Friedrich, der das Landvolk 
und die meisten Städte durch Milde und Freundlichkeit 
bereits gewonnen hatte, mit Heeresmacht gegen die wider¬ 
spenstigen Raubritter. Diese flohen erschreckt in ihre Bur¬ 
gen. Hier hinter den dicken Mauern glaubten sie sich 
sicher. Der Burggraf hatte aber eine grolse 24pfündige Ka¬ 
none, die man ihrer Schwerfälligkeit wegen die „faule 
Grete“ nannte. Da sie die erste war, die man in Bran¬ 
denburg sah, so erregte sie Staunen und Schrecken. Eine 
Burg nach der anderen wurde zusammengeschossen; die 
trotzigen Räuber mussten sich ergeben oder fliehen. So 
hatte die zuchtlose und entartete Ritterschaft endlich den 
Mann gefunden, der sie zu bändigen den Willen und die 
Kraft besass. Ruhe und Ordnung kehrten in das schwer 
geprüfte Land zurück. Die Strassen wurden sicher, die 
Wohnungen nicht mehr beraubt, die Fluren nicht mehr ver¬ 
wüstet. Jeder Unterthan konnte wieder sorgenlos und hoff¬ 
nungsvoll sein Geschäft betreiben, denn Recht und Eigen¬ 
tum eines jeden wurde von dem starken Arme des neuen 
Landesherrn geschützt. 
Im Jahre 1415, am 30. April, übergab Kaiser Sigis¬ 
mund dem Burggrafen die Mark Brandenburg als erbliches 
Eigentum mit der Würde eines Kurfürsten und Erz¬ 
kämmerers des Reiches. Der Kaiser wollte dadurch seinem 
treuen Statthalter und Ratgeber dankbare Anerkennung für 
die grossen Verdienste zollen, welche derselbe sich um das 
Reich, sowie um die zerrüttete Mark erworben hatte. Am 
18. Oktober desselben Jahres liess sich der neue Kurfürst 
als Friedrich I. in Berlin huldigen. Diese Stadt wurde von 
nun an der Sitz des Fürsten und die Hauptstadt des Lan¬ 
des. Am 18. April des Jahres 1417 wurde Friedrich I. zu 
Konstanz von dem Kaiser feierlich und öffentlich mit der 
Mark und der Kurfürstenwürde belehnt. So ging das Land 
Brandenburg unwiderruflich an die Hohenzollern über, zur 
Ehre und zum Ruhme des erlauchten Geschlechts und zum 
Segen des brandenburgischen Volkes.
	        
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