Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen

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tung von Schulen und Bibliotheken die treueste Fürsorge. 
Christliche Zucht und Sitte förderte er durch Vorschrift und 
Beispiel. Daher vernarbten die Wunden, die der dreißigjährige 
Krieg dem brandenburgisch-preußischen Lande geschlagen hatte, 
unter dem weisen und segensreichen Zepter Friedrich Wilhelms 
sehr bald. Früher als irgend ein anderer Staat erhob sich der 
Friedrich Wilhelms wieder aus tiefem Verfalle zu Wohlstand, 
Macht und Ansehen. Und damit alles, was er zum Nutzen 
und Frommen des Vaterlandes geschaffen hatte, auch dauernden 
Bestand habe, schuf er ein wohlgeschultes stehendes Heer. Er 
brachte dasselbe schon bald auf 8000 Mann, und das war 
bei der damaligen allgemeinen Erschöpfung eine sehr erhebliche 
Macht. 
Im westfälischen Frieden 1648 erwarb Friedrich Wilhelm 
Hinterpommern und die ehemaligen Bistümer Magdeburg, Hal¬ 
berstadt und Minden, wodurch er den Umfang des Staates um 
ein Drittel vergrößerte. Dann kämpfte er ruhmvoll gegen die 
PoUn, und in Gemeinschaft mit den Schweden siegte er 1656 
über dieselben in der blutigen dreitägigen Schlacht bei War¬ 
schau. Er benutzte diesen Sieg mit großer Klugheit. Durch die 
Verträge zu Labiau mit den Schweden und zu Wehlau mit den 
Polen erwarb er im Jahre 1657 die unbedingte Landeshoheit 
über das Herzogtum Preußen. Später verteidigte er als deut¬ 
scher Reichsfürst den vaterländischen Boden gegen die Angriffe 
der eroberungssüchtigen Franzosen und schlug die gefürchteten 
Schweden, welche in sein Brandenburg eingefallen waren, in 
der denkwürdigen Schlacht bei Fehrbellin am 18. Juni 1675. 
So war Friedrich Wilhelm ein Held im Kriege wie im 
Frieden. Er hat sein Land und Volk wahrhaft groß und glück¬ 
lich gemacht und den Grundstein zu der Größe und Macht¬ 
stellung Brandenburgs, Preußens und Deutschlands gelegt. Die 
dankbare Nachwelt hat ihn deshalb den „großen" Kurfürsten 
genannt. Mit vollem Recht konnte er kurz vor seinem Ende zu 
seinem Sohne sprechen: „Mein Ziel war darauf gerichtet, mein 
kurfürstliches Haus in Ruf, Flor und Ansehen zu bringen. Ich 
zweifle nicht, mein Sohn, du werdest in den Grundsätzen, wo¬ 
durch ich den Staat glücklich beherrschte, mein Nachfolger sein, 
vor allen Dingen Gott vor Augen haben, deine Unterthanen 
herzlich lieben, treue Räte hören und das Heft der Waffen 
nicht aus den Händen lassen; denn dadurch muß nächst gött¬ 
licher Hilfe die Sicherheit deiner Länder und der so sauer er¬ 
worbene Ruhm des Kurhauses Brandenburg hauptsächlich auf¬ 
recht erhalten werden. Mit allem Fleiß sei darauf bedacht, den
	        
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