Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen

§11. Otto der Große. 
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5. Jetzt konnte Heinrich den Kampf gegen die Ungarn wagen. Er 
verweigerte nach Ablauf des Waffenstillstandes den Tribut, und als die Ungarn 
099 wieder ins Reich einfielen, stellte er sich ihnen mit seinem Heere unweit 
Merseburg entgegen. Mit dem Rufe: „Kyrie eleison!" stürzten sich die Deut¬ 
schen auf die Ungarn und trugen nach blutigem Ringen den Sieg davon. Die 
Mehrzahl der Ungarn ward erschlagen oder kam auf der Flucht um. Während 
Heinrichs Regierung kamen sie nicht wieder. König Heinrich starb 936 zu 
Memleben und liegt in Quedlinburg begraben. 
8 11. Otto der Grosze (930—973). 
1. Krönung. Heinrich I. Sohn, Otto, war schon zu Lebzeiten seines 
Raters von den Fürsten znni Könige gewählt worden. Bei seiner Krönung in 
Aachen verrichteten die mächtigsten Fürsten als Zeichen ihrer Abhängigkeit die 
Erzämter. Der Erztruchseß stellte die Speisen ans des Königs Tisch; der Erz- 
mundschenk reichte ihm den Becher; der Erzmarschall hatte die Aussicht über 
des Königs Pferde, und der Erzkämmerer leitete die ganze Feier. 
2. Innere Kämpfe. Wie Karl der Große sah Otto die Herzogswürde 
als Reichsamt an. Damit aber waren die mächtigen Herzöge nicht einver¬ 
standen, und es entstanden Verschwörungen, in die selbst zwei Brüder Ottos, 
Thankmar und Heinrich, verwickelt wurden. Rach chlntigen Kämpfen, in denen 
Thankmar umkam, wurde durch. Absechnng / der Empörer die Ruhe wieder 
hergestellt. Heinrich aber empörte ^ch noch zweimal. Otto verzieh ihm ans 
die Fürbitte seiner Mutter, und Heinrich wurde von nun ab die festeste Stütze 
seines Bruders. (Mühler: Kaiser Otto I. oder: die Versöhnung.) — Wie sein 
Vater kämpfte er siegreich gegen die Wenden, legte zu ihrer Bekehrung in 
ihrem Lande Bistümer an, und zwang selbst die den Wenden verwandten Polen 
und Böhmen zur Anerkennung der deutschen Oberhoheit, ebenso den Dänen 
könig, der die Eidergrenze verletzt hatte. Er verfolgte ihn bis an die Nord- 
spitze Jütlands (Ottensnnd) und entriß ihm Schleswig. — 
3. Kämpfe in Italien. Seit dem Anssterben der karolingischen Herrscher 
in Italien herrschte hier wilde Unordnung. Der Markgraf Berengar war zur 
Zeit der mächtigste Fürst Italiens. Er strebte danach, noch mächtiger zu 
werden, deshalb wollte er, daß die junge, schöne Königswitwe Adelheid seinem. 
Sohne ihre Hand reiche. Als diese ihn aber mit Verachtung abwies, ließ er 
sie in einen schrecklichen Kerker werfen. Ein treuer Mönch rettete sie. Sie 
rief nun Ottos Hilfe an, ihm Hand und Krone anbietend. Dieser zog über 
die Alpen, schlug Berengar, zog in Pavia ein und vermählte sich mit Adelheid, 
da seine erste Gemahlin gestorben war. — In Deutschland brach bald darauf ein 
Bürgerkrieg ans, angezettelt durch Ottos Sohn Ludolf, der sich mit seinem 
Schwager Konrad gegen den König verbunden hatte, weil sie sich gegen ihren 
Oheim Heinrich zurückgesetzt glaubten. Sie gewannen anfangs manchen Vor¬ 
teil, eroberten z. B. Bayern; aber da sie sich sogar mit den Reichsfeinden, den 
Ungarn, verbanden, wurden sie von der Mehrzahl ihrer Anhänger verlassen und 
erflehten des Vaters Vergebung, die ihnen gewährt wurde. 
4. Ungarnschlacht. Diese Verwirrung benutzten die Ungarn, aufs neue 
bis an die Dvnangnellen vorzudringen. Voll Vermessenheit hielten sie sich 
für nnbesieglich. Im Jahre 955 lagerten sie vor Augsburg am Lech. Otto 
stand ihnen gegenüber. Durch Gebet und die Feier des heiligen Abendmahls 
wurden die christlichen Scharen zum Kampfe geweiht. Der erste wilde Ansturm 
der Ungarn brachte die Reihen der Teutschen ins Wanken; aber da sprengte 
Herzog Konrad mit seiner Schar herbei, gab durch seine Tapferkeit dem Heere
	        
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