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ZU den Aerzen, die freundlich glühn,
wie Sterne im dunkeln Tannengrün.
Und wie ich weiter ging, da fand
ich auch ein Bäumchen, das da stand,
ein " le.a 'r es, — ein beff'res kaum
konnt' nl^n stch wählen zum IVeihnachtsbaum.
So wird am Sommertag auf der Heide
schon gesorgt für die IVeihnachtsfreude;
wer aber, der die Fracht dann schaut,
denkt an Bienen und Heidekraut!
Johannes Trojan.
87. Kornblumen und Mohn.
1. Kornblumen und Mohn kommen in zahllosen kleinen Bündeln
auf die Märkte. Man braucht darum nicht zu besorgen, daß diese Feld¬
blumen in der Umgegend ganz vertilgt werden möchten; nein, es ver¬
hält sich mit ihnen wie mit den Wasserrosen, die auch in Unmengen
auf die Märkte gebracht und zu Tausenden und aber Tausenden von
den Gärtnern für ihre Bindereien verbraucht werden. Von diesen
wilden Blumen bringt die Natur in jedem Sommer eine so große Zahl
hervor, daß alles, was davon durch begehrliche Menschenhände fort¬
genommen wird, gar nicht ins Gewicht fällt. An Kornblumen und Mohn
ist auch den Landleuten nichts gelegen, sie können nur gegen das Ab¬
pflücken dieser Blumen deshalb etwas einzuwenden haben, weil ihnen
leicht dabei die Kornfelder zertreten werden.
2. Der Feldmohn ist eine unserer schönsten und wegen seiner
schreienden Farbe zugleich am meisten auffallenden Blumen. Seine
Pracht ist aber sehr vergänglich: die Blumen, die mit aufgehender Sonne
sich erschlossen haben, sind am Nachmittag schon hin. Damit rechnen auch
die Händler und verkaufen den Mohn in Knospen. Für füns Pfennige
kann man ein Schock Knospen bekommen und hat daran eine ganze
Woche hindurch Vergnügen. Eine Blume nach der anderen öffnet sich,
die beiden Kelchblätter, wie zwei Eierschalen geformt, tun sich ausein¬
ander und fallen ab. Dann kommt die Blume zum Vorschein aus ihrer
Verpackung, anfangs anzusehen wie ein prachtvolles rotes Kleid, das
ganz „zerknautscht" aus einer Schachtel genommen wird. Aber es
glättet sich schnell von selber, keine Menschenhand braucht dabei zu
helfen.
3. So kann man vom Markt ein Stück Kornfeld nach Hause tragen.
Für viele freilich sind das nur hübsche Blumen, die sie sich mitnehmen;
ein anderer aber, wenn er sie in der Hand nach Hause trägt, sieht vor
sich das Feld, durchwirkt mit den blauen Blumen, die mit den Halmen