1. Der Segen Gottes ist im Haus.
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Herz. „Armer Kannitverstan!" rief er aus, „was hast du nun von all
deinem Reichtum? Was ich einst von meiner Armut auch bekomme, ein
Totenkleid und ein Leichentuch, und von allen deinen schönen Blumen
vielleicht einen Rosmarin auf die kalte Brust oder eine Rose." Mit diesen
Gedanken begleitete er die Leiche, als wenn er dazu gehörte, bis ans Grab,
sah den vermeinten Herrn Kannitverstan hinabsenken in seine Ruhestätte
und ward von der holländischen Leichenpredigt, von der er kein Wort
verstand, mehr gerührt, als von mancher deutschen, auf die er nicht acht
gab. Endlich ging er leichten Herzens mit den andern wieder fort, ver¬
zehrte in einer Herberge, wo man deutsch verstand, mit gutem Appetit
ein Stück Limburger Käse, und wenn es ihm einmal wieder schwer fallen
wollte, daß so viele Leute in der Welt so reich seien, und er so arm, so
dachte er nur an den Herrn Kannitverstan in Amsterdam, an sein großes
Haus, an sein reiches Schiff und an sein enges Grab. s. p. Hrd-i.
22. Die Pfauen und die Krähe.
Eine stolze Krähe schmückte sich mit den ausgefallenen Federn der
farbigen Pfauen und mischte sich kühn, als sie genug geschmückt zu sein
glaubte, unter diese glänzenden Vögel. Sie ward erkannt, und schnell
fielen die Pfauen mit scharfen Schnäbeln über sie her, ihr den betrü¬
gerischen Putz auszureißen.
„Lasset nach!" schrie sie endlich, „ihr habt nun alles das Eurige
wieder." Doch die Pfauen, welche einige von den eignen glänzenden
Schwingfedern der Krähe bemerkt hatten, versetzten: „Schweig, armselige
Närrin; auch diese können nicht dein sein!" — und hackten weiter.
Wotth. Ephraim Lesstng.
23. Sprichwörter von der Ordnung im Hause.
Fleißige Frau macht hurtig Gesinde. — Das Auge der Hausfrau
schafft mehr als ihre beiden Hände. — Eine Hausfrau ist keine Ausfrau.
Der Herr muß selber sein der Knecht, will er’s im Hause haben
recht. — Mit einem Herren steht es gut, der, was er befohlen, selber
thut. — Der Herr sieht mit einem Auge mehr, als die Diener mit
vieren. — Wenn der Herr kurzsichtig ist, ist der Knecht blind. —
Des Herrn Auge macht das Vieh fett. — Wie der Herr, so’s Gescherr.
— Wenn der Diener reich und der Herr arm wird, so taugen beide
nichts. — Wer befehlen will, muß gehorchen lernen.
Ordnung hilft haushalten. — Ordnung erhält die Welt. — Ordnung
ist das halbe Leben. — Gebraucht die Zeit, sie geht so schnell von
hinnen, doch Ordnung lehrt euch Zeit gewinnen.