Bilder aus der Fremde.
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196. Italien.
1. Übersteigt man von Deutschland aus die Alpen, so kommt man
nach Italien, und zwar zunächst in das Lombardische Tiefland, welches
vom Po durchflossen wird. Zitronenhaine giebt's hier noch nicht, doch schöne
Ölbäume, und besonders gedeiht der Maulbeerbaum, weshalb die Seiden¬
zucht von vielen Einwohnern als Erwerbszweig getrieben wird. Edle
Kastanien, Feigen, Mandeln und Melonen gedeihen in Menge. In den
feuchtheißen, ungesunden Sumpfgegenden wird viel Reis gebaut, außerdem
Weizen und Mais. Der Mais keimt, wächst und reift in 50 Tagen und
wird gewöhnlich erst hinter dem Winterweizen her gesät, so daß man zwei¬
mal erntet. Der Landmann ist meist Pächter oder nur Arbeiter; das Land
gehört reichen Gutsherren. Wiesen und Felder sind durch Ulmen und
Maulbeerbäume umsäumt, an welchen Weinreben emporranken; so sieht die
sonst einförmige Ebene wie ein lichter Wald aus.
2. Unter den Städten zeichnen sich Mailand und Venedig aus.
Jene hat einen schönen, aus weißem Marmor gebauten Dom. Diese ist
auf lauter Jnselchen am Adriatischen Meere erbaut. Eine 5 km lange
Eisenbahnbrücke führt vom Festlande aus hinüber; zahlreiche Brücken und
Stege verbinden die einzelnen Stadtteile miteinander. Wagengerassel hört
man nicht, denn der Straßen sind nur wenige; dagegen sind die vielen
Kanäle (Lagunen) mit Gondeln bedeckt. Dem Reisenden, der sich dieser wunder¬
samen Stadt nähert, kommt es vor, als steige sie mit ihren Türmen und
Marmorpalästen unmittelbar aus den Wogen des Meeres empor. Einst war
sie die Beherrscherin des Meeres und hatte manchen harten Kampf mit den
Türken auszufechten.
3. Vom Lombardischen Tieflande an ziehen sich die Apenninen die
ganze Halbinsel entlang gen Süden. Der nördliche Teil dieses Gebirges
schließt sich an die Alpen und umgiebt mit seinen nackten Bergen den Busen
von Genua. Der schmale Küstensaum, an welchem die Stadt liegt, ist vor
Nordwinden geschützt und den anprallenden Sonnenstrahlen ausgesetzt; daher
ist er so warm, daß Lorbeerbäume, Aprikosen und Orangen gedeihen. Hier
liegt auch San Nemo, der Ort, in welchem Kaiser Friedrich III. als
Kronprinz Heilung von seinem schweren Leiden suchte. Südöstlich von
Genua liegt Florenz, eine der schönsten Städte der Erde.
4. In dürrer Ebene am Tiber liegt Rom, die Hauptstadt Italiens.
Hier wohnt auch der Papst, deshalb ist die Stadt der Mittelpunkt der
katholischen Christenheit. Zahlreiche alte Bauwerke erinnern an vergangene
Zeiten. Ein äußerst prächtiger Bau ist die Peterskirche.
5. Weit im Süden liegt Neapel am Gestade des Mittelmeeres, die
volkreichste und glanzvollste Stadt Italiens. Dicht bei ihr erhebt sich der