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Und fruchtbarer Regen rauscht herab; und wenn nun darauf
die liebe Sonne durch das Gewölk hindurchbricht und der Bogen
des Friedens am Himmel steht, da erglänzen Flur und Wald im
Frühlingsschein. Es ist, als ob er vorüberwandle, der Schöpfer
Himmels und der Erde.
Wach' auf, mein Herz, und singe
dem Schöpfer aller Dinge,
dem Geber aller Güter,
dem frommen Menschenhüter!
Wie der Herr die Natur erweckt zu neuen: Leben nach des
Winters Ode, also wird er auch uns einst tun. Die wiedererwachte
Natur soll uns sagen: „Siehe, ich war tot, und nun lebe ich!"
„Ich mache alles neu!" spricht der Herr.
7. vor Frühling.
1. Wenn die Ostersonne mild und freundlich vom blauen
Himmel herniederstrahlt, dann erwacht die Natur aus ihrem
Winterschlafe zu neuem, regem Leben. Milde, warme Südluft
lockt die Gräslein aus dem noch schwarzen Erdreich, die Saaten
in den Feldern grünen, und auch das Schneeglöckchen erscheint,
läutet den Frühling ein und ruft alle Blumenschläfer wach.
Nun blühen Veilchen und Osterblumen, und der Schleh¬
dorn schmückt sich mit Tausenden von weißen Blütensternchen.
Die Kätzchen des Haselnußstrauches und der Weide fallen ab,
und lustig grünt das junge Laub dem warmen Sonnenschein
entgegen. Nach einem sanften Regen öffnen sich die Blüten¬
knospen der Obstbäume, Himmelschlüsselchen und Maiglöck¬
chen erfüllen mit ihrem Dufte die Luft; in Feld und Wald, in
Gärten und auf Wiesen blühen Frühlingsblumen der mannig¬
faltigsten Art.
2. Auch die niedere Tierwelt ist zu neuer Tätigkeit
erwacht. Tausende von Käfern verlassen die verborgenen
Schlupfwinkel. Millionen von Mücklein tanzen im Strahl der
Frühlingssonne ihren lustigen Reigen. Die emsigen Ameisen
tragen geschäftig ihre weißen Puppen in den warmen Sonnen¬
schein, und auch die fleißigen Bienlein lassen sich nicht länger
im Stocke halten. Sie fliegen summend von Blüte zu Blüte,
um den würzigen Hpnigseim zu sammeln und heimzutragen.
Der Frosch verrät sein Dasein durch lautes Quaken, in welches
die ganze Froschgesellschaft lustig einstimmt.
3. Die zurückgekehrten Vögel verleihen durch ihren lieb¬
lichen Gesang der Natur neues Leben, neue Reize. Zuerst läßt