Full text: Klasse 8 (drittes Schuljahr) (Teil 2, [Schülerband])

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tun, früh vor Tag aufstehen, Vasser tragen, Feuer anmachen, kochen 
und waschen. Obendrein taten ihm die Schwestern alles ersinnliche 
Herzeleid an, verspotteten es und schütteten ihm die Erbsen und 
Linsen in die Asche, so dab es sitzen und sie wieder auslesen mubte. 
Abends, wenn es sich mũde gearbeitet hatte, kam es in kein Bett, 
sondern mubte sich neben den Herd in die Assche legen. Und weil 
es darum immer staubig und schmutzig aussah, nannten sie es 
Aschenputtel. 
Es trug sich zu, daß der Vater einmal auf die Messe ziehen 
wollte, da fragte er die beiden Stieftõchter, was er ihnen mitbringen 
sollte? „Schöõne Kleider,“ sagte die eineé; „Perlen und Edelsteine,“ 
die zweite. Aber du, Aschenputtel,“ sprach er, „was willst du 
haben?“ „Vater, das erste Reis, das Euch auf Eurem Heimwege 
an den Hut stößt, das brecht für mich ab.“ Er kaufte nun für die 
beiden Stiefschwestern schöõne Kleider, Perlen und Edelsteine, und 
auf dem Rückwege, als er durch einen grünen Busch ritt, streifte 
ihn ein Haselreis und stieb ihm den Hut ab! Da brach er das Reis 
ah und nahm es mit. Als er nach Hause kam, gab er den Stieftöchtern, 
was sie sich gewünscht hatten, und dem Aschenputtel gab er das 
Reis von dem Haselbusch. Aschenputtel dankte ihm, ging zu seiner 
Mutter Grab und pflanzte das Reis darauf und weinte so sehr, dab 
die Trãnen darauf niederfielen und es begossen. Es wuchs aber 
und ward ein schöner Baum. Aschenputtel ging alle Tage dreimal 
darunter, weinte und betete, und allemal kam ein weibes Vöglein 
auf den Baum, und wenn es einen Vunsch aussprach, so warf ihm 
das Vöglein herab, was es sich gewünscht hatte. 
Es begab sich aber, dab der König ein Fest anstellte, das drei 
Tage dauern sollte, und wozu alle schõnen Jungfrauen im Lande 
eingeladen wurden, damit sich sein Sohn eine Braut aussuchen 
mõchte. Die zwei Stiefschwestern, als sie hörten, daß sie auch dabei 
erscheinen sollten, waren guter Dinge, riefen Asschenputtel und 
sprachen: „Kämm' uns die Haare, bürste uns die Schuhe, und mache 
uns die Schnallen fest, wir gehen zur Hochzeit auf des Königs 
Schlob!“ Aschenputtel gehorchte, weinte aber, weil es auch gern zum 
Tanz mitgegangen wãre, und bat die Stiefmutter, sie möõchte es ihm 
erlauben. „Du, Aschenputtel,“ sprach sie, ‚bist voll Staub und 
Schmut? und willst zur Hochzeit? Du hast keine Kleider und 
Schuhe und willst tanzen!“ Als es aber mit Bitten anhielt, sprach
	        
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