362 VI. Kampf 6er zwei größten deutschen Mächte.
die derselbe über ihren ausschweifenden Lebenswandel ge¬
führt hatte. Frankreich war seit 1745 von Friedrich
schwer verletzt; sein bigotter König hoffte, den Protestan¬
tismus in Deutschland auszurotten. Sachsen, nämlich
der dort herrschende Minister Brühl, schwankte noch, ob
es sich dem Bund anschließen wolle.
Der König erhielt durch den Großfürst Peter Kunde
vom Plan; auch gewahrte er, daß in Oestreich, Sachsen
und Rußland Rüstungen gemacht wurden, die für einen
Schlag auf ihn berechnet schienen. Er fragte in Wien an,
wem die Kriegsrüstungen gelten, und da er keine ehrliche
Antwort bekam, schlug er unerwartet los. So begann der
schreckliche siebenjährige Krieg.
Auf dem Paradeplatz in Potsdam zu Pferd gestiegen,
ließ Fritz plötzlich die Truppen eine Schwenkung machen
und eilte 29. Aug. mit 60,000 Mann nach Sachsen.
Schnell hatte er sich des Kurfürstenthums samt der Haupt¬
stadt bemächtigt. Er setzte hier eine preußische Landes¬
verwaltung ein, nahm aus den Zeughäusern alle Waffen
weg und benützte alle sonstigen Hilfsquellen des Landes,
wobei er jedoch die Einwohner selbst schonend behandelte.
Während er sofort einen Theil seines Heeres gegen die bei
Pirna verschanzten sächsischen Truppen zurückließ, zog er
mit dem andern nach Böhmen, wo 1. Okt. bei Lowositz
die erste Schlacht vorfiel. Friedrich siegte; mit 20,000
Mann überwältigte er leicht den östreichischen Feldmarschall
von Brown, der 32,000 Mann gegen ihn führte. Als
die hungernden 14,000 Sachsen bei Pirna von der Nieder¬
lage ihrer Verbündeten hörten, streckten sie das Gewehr.
So glücklich für Preußen war der Anfang, aber freilich
erst der Anfang. Die Kaiserin war heimlich froh, daß er
den ersten Schritt gethan; Franz I. aber erließ ein Ab¬
mahnungsschreiben an ihn, worin er sein Beginnen „eine
höchst frevelhafte und sträfliche Empörung" hieß. Dieser
rechtfertigte sein Vorgehen durch eine öffentliche Schrift, in
welcher er die finstern Plane seiner Gegner unter Abdruck