Full text: [Dritter Teil = (6. bis 8. Schuljahr)] (Dritter Teil = (6. bis 8. Schuljahr))

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111. Am Rhein. 
1. Dich grüß' ich, du breiter, grüngoldiger Strom, 
euch Schlösser und Dörfer und Städte und Dom', 
euch goldene Saaten im schwellenden Tal, 
dich Rebengebirge im sonnigen Strahl, 
euch Wälder und Schluchten, dich Felsengestein; 
wo ich bin, wo ich gehe, mein Herz ist am Rhein? 
Mit diesem Liede preist ein Sänger des rheinischen Landes seinen 
heimatlichen Strom, Deutschlands Schmuck und Stolz. Der Fremdling, 
der nach Deutschland kommt, um unser Vaterland kennen zu lernen, muß 
vor allem den Rhein von Mainz bis Bonn befahren, sonst hat er die 
köstlichste Perle des deutschen Landes nicht gesehen. 
2. Bald nach dem Einfluß des Mains beginnt die unvergleichliche 
Schönheit des Flusses, die ihn in der ganzen Welt berühmt gemacht hat. 
Auf einem Wege von mehr als 30 Meilen durchbricht der breitgewordene 
Strom das Gebirgsland. Freundliche Berge, grün umrankt von lustig 
sprossendem Weinlaub, fassen seine schimmernden Fluten ein. Von den 
ernsten Felsenkronen schauen malerisch schöne Trümmer alter Burgen in 
die Wellen zu ihren Füßen, und aus den Ruinen blühen alte wunder¬ 
bare Sagen auf. Dazwischen ragen neue Schlösser und anmutige Land¬ 
häuser hervor. Blühende Städte und Dörfer, geschmückt mit vielen hohen, 
prächtigen Kirchen und anmutigen Kapellen, spiegeln sich in dem herrlichen 
Strome. Und an seinen Ufern wohnt ein offenes und warmherziges Volk, 
voll Lust und Leben, voll Freude und munterer Regsamkeit. Wie fröhlich 
wandert es sich am sonnigen, grünen Rhein; wie wächst und gedeiht dort 
alles in der warmen, linden Luft! 
Am Rhein, am grünen Rhein, da ist so mild die Nacht, 
und Rebenhügel liegen in goldner Mondenpracht. 
Reben und Rhein — sie gehören zusammen seit Jahrhunderten. 
3. Den edlen Rüdesheimer Wein ließ, wie die Sage erzählt, der 
Kaiser Karl selbst anpflanzen. Einst schaute der Kaiser, es war im Monat 
März, von seinem prachtvollen Palaste zu Ingelheim hinab auf den Strom 
und die rechtsrheinischen Höhen und gewahrte, wie bei Rüdesheim am 
Berge der Schnee zuerst weggeschmolzen war. Da ließ er aus fremden 
Landen edle Reben kommen und dort anpflanzen; daraus ist der vortreff¬ 
liche Rüdesheimer Bergwein entstanden. Heute noch läßt die Sage den 
edlen Kaiser aus seiner Gruft zu Aachen zum Rhein heraufschreiten und 
die Trauben am Strome segnen:
	        
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