197 D. Die Heimatflur im Jahreslaufe
140. Der Hhund.
Der Hund ist dem Menschen ein treuer Gehilfe geworden, der ihm
seine Häuser und Herden bewacht, ihn bei der Jagd unterstützt und ihm
Wagen und Schlitten fortschafft.
Und diesen Gehilfen hat sich der Mensch aus einem gefährlichen Raub—
tiere erzogen. Man braucht nur sein Gebiß anzusehen, um seine ursprüng—
liche Natur zu erkennen. In der obern und untern Kinnlade hat er sechs
scharfe Schneidezähne, auf jeder Seite einen starken Eckzahn und hinter den
Backzähnen einen großen Reißzahn mit mehreren Spitzen. Die starken Beine
haben an den Vorderfüßen fünf, an den Hinterfüßen vier Zehen.
Die schlimmen Eigenschaften der Raubtiere hat aber der Hund ab—
gelegt; er ist ein kluges, zutrauliches und treues Tier geworden. Wie
spitzt er die Ohren, wenn er den Befehl seines Herrn erwartet! Wie
glänzen seine Augen vor Freude, und wie wedelt er wohlgefällig mit dem
Schwanze, wenn er ihm folgen darf! Wie jämmerlich aber ist sein Gesicht,
wenn er zu Hause bleiben muß! Wie klug sieht er sich fragend um,
wenn er an einen Scheideweg gekommen ist, als wolle er erfahren, ob er
links oder rechts gehen müsse! Wie schleicht er auf den eingezognen Füßen
hinweg, wenn er Unheil gestiftet hat! Wie klug weiß er den Gleichgiltigen
zu spielen, um jeden Verdacht von sich abzuweisen! Wie oft ist auch ein
treuer, kluger Hund der Lebensretter eines Menschen geworden! Darum
behandelt man ihn auch mit Liebe und pflegt ihn.
Der Hund genießt alle Speisen, welche dem Menschen zur Nahrung
dienen. Bisweilen scheint ihm auch Gras notwendig zu sein, um die Ver—
dauung zu befördern. Viel Fleisch taugt ihm nicht; an frischem Wasser zum
Trinken darf es ihm nicht fehlen. Auch frische Luft und Sonne, wie über—
haupt der Aufenthalt im Freien ist ihm zuträglich. Vor zu großer Kälte
muß man ihn schützen, man verhüte jedoch, daß er sich an den warmen Ofen
legt. Selbst bei der größten Hitze schwitzt der Hund nicht, sondern läßt nur,
wenn es ihm sehr heiß ist, die Zunge aus dem Halse hängen.
Hinsichtlich der Größe, Gestalt und Farbe der Hunde herrscht die größte
Verschiedenheit. Der gelehrigste und gutmütigste unter allen ist der Pudel
mit seinen breiten, hängenden Ohren und den krausen, fast wolligen Haaren.
Auch der Spitz kann zu mancherlei Künsten abgerichtet werden. Wegen
seiner Wachsamkeit und Treue haben ihn oft die Fuhrleute auf ihren Wagen.
Der Dachshund oder Teckel mit seinen kurzen, krummen Beinen und seinen
langen, hängenden Ohren geht in den Bau der Füchse und Dachse, um die—
selben herauszutreiben. Der magere Windhund mit langer, spitzer Schnauze,
kleinen Ohren, schlankem, kurzhaarigem Körper auf dünnen, hohen Beinen
ist eins der schnellsten Tiere. Der Jagd- und der Hühnerhund sind die
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