Full text: Erstes Lesebuch für die Mittelstufe (Teil 3, [Schülerband])

1. G. Aus der Geschichte meines Vaterlandes. 
und war der Bruder des nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm IV. 
Da Friedrich Wilhelm keine Kinder hatte, so mußte der neugeborne Prinz 
einmal König werden. Im ganzen Lande herrschte große Freude, daß 
der junge Prinz gerade am 18. Oktober das Licht der Welt erblickte; 
denn an diesem Tage hatten Preußen und Deutsche einst bei Leipzig 
(im Jahre 1813) einen herrlichen Sieg über die Franzosen errungen. 
Und der Prinz wurde später Deutscher Kaiser. Aber vorher schon, 
als er noch Kronprinz war, hat er die Deutschen zu herrlichen Siegen 
geführt. Hngo Nowack. 
200. Der kleine Prinz im Regenwetter. 
Schon als achtjähriger Prinz mußte Kaiser Friedrich III. den Soldaten— 
dienst erlernen. Eines Tages, während der kleine Soldat exerzierte, zog 
ein Unwetter herauf. Der Unteroffizier, der die militärische übung leitete, 
erlaubte dem Prinzen, abzutreten und im nahen Schlosse Schutz vor dem 
Wetter zu suchen. Aber dieser antwortete: „Seit wann geht ein Soldat 
dem Platzregen aus dem Wege?“ Kaum waren diese Worte gesprochen, als 
auch schon ein Diener mit einem Regenschirme herbeieilte und denselben über 
dem Prinzen aufspannte. Auf seine Büchse gestützt, sah der Prinz den 
Schirm verächtlich an und fragte dann den Diener: „Du, sage! hast du je 
einen preußischen Prinzen unter einem Regenschirme gesehen?“ Kleinmütig 
antwortete der verblüffte Diener: „Nein, Königliche Hoheit.“ — „Dann mache 
das Ding zu und trolle dich!“ entgegnete der Prinz, und die Übungen 
nahmen trotz Sturm und Regen ihren Fortgang. Nath Varl Trog. 
201. Freundlichkeit des Kronprinzen Friedrich Wilhelm 
und seiner Gemahlin. 
Der Kronprinz Friedrich Wilhelm, der nachmalige Kaiser 
FPriedrich IIl, machte eines Tages mit seiner Gemahlin Viktoria 
einen Spaziergang durch den Park von Sanssouci, nur begleitet 
von einem Diener, welcher in einiger Entfernung folgte. Sie 
gewahrten unter den Bäumen eine alte Bauersfrau, welche 
Eicheln auflas und sich dabei vorsichtig nach allen Seiten umsah. 
Als die Alte das kronprinzliche Paar bemerkte, wollte sie sich 
eiligst entfernen. Der Kronprinz befahl dem Diener, die Frau 
herbeizurufen. Furchtsam folgte sie dem Diener. „Nun, Nütter- 
chen,“ redete der Kronprinz die Alte aus dem nahen Dorfe Born- 
stedt freundlich an, „ssagt einmal, was sucht Ihr so eifrig zwischen 
den Bàaumen?“ „Du lieber Herrgott,“ erwiderte sie mit weinerlicher 
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