Full text: Zweites Lesebuch für die Mittelstufe (Teil 4, [Schülerband])

Vom Sparen. 
136. Gute Haushaltung im Sprichwort. 
. Wenn der Herr arm wird und der Knecht reich, so taugen 
beide nichts. 2. Borgen macht Sorgen. 3. Zinsen essen mit aus der 
Schũssel. 4. Schulden gehen mit schlafen und stehen mit auf. 
5. Den Geschickten hält man wert, den Ungeschickten niemand 
begehrt. 6. Wer viel anfängt, endet wenig. 7. Mancher tut viel 
und richtet nichts aus. 8. Der Meister einer Kunst nährt Weib 
und sieben Kinder; der Meister aller sieben nãhrt sich selber nicht. 
9. Wer zwei Hasen zugleich hetzt, fängt gar keinen. 10. Arbeit 
Ind Mũh' würzt die dünnste Brüh'. 11. Hunger ist der beste Koch. 
12. Hausmannskost ist die beste Kost. 
Des Hauses Zier isst Reimlichsit, 
des Hauses Ehy Gastfreumdlichlæit, 
des Hauses Segen Frömmigsceit, 
des Hauses Qlũclk Zufriedenheit. 
137. Vvom Sparen. 
Spare! Mit den fünf Buchstaben wäre manchem, der es nur einmal 
probieren wollte, sicherlich zu helfen. Für viele aber ist es eine harte Nuß, 
die sie nicht knacken mögen. Darum haben sie aber auch zuletzt nichts zu 
beißen und zu brechen. 
Sparen soll ich, sagt der eine; aber wovon? Zinsen und Renten 
beziehe ich nicht; wovon soll ich mir also etwas abbrechen? — Erstlich: 
von deinem Hab und Gut sollst du dir etwas abbrechen, von deinem Ein⸗ 
kommen und Erwerb, von deinem Verdienst und Tagelohn! Und zweitens: 
an Mund und Kleid, an Magen und Kragen sollst du es ersparen! „Wer 
Geld und Gut denkt zu erlangen, muß erstlich mit dem Mund anfangen.“ 
Sparen soll ich, sagt der andre; aber wieviel? Die Ersparnisse 
von meinem geringen Verdienst sind nicht der Rede wert und können nichts 
helfen. — Aber viele Bäche machen einen Strom, viele Körner machen einen 
Haufen, viele Federn ein Bett, viele Reiser einen Besen. „Wer das Kleine 
nicht acht't, dem wird das Große nicht gebracht.“ Ich kenne einen Herrn 
Haltzurat, der früher mit Schieferstiften, Siegellack und andern Kleinig— 
keiten im Kasten auf gut beschlagenen Schuhen durch die Dörfer zog, und 
jetzt einen großen Kaufladen hat und Gelder auf Zins austut. Mit ehr— 
lichen Pfennigen hat der Mann sein Sparen angefangen; denn er wußte, 
daß dazumal 360 kupferne Pfennige auch einen Silbertaler ausmachten. 
Sparen soll ich, sagt der dritte, aber wann? Heißt es nicht: 
„Freut euch des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht?“ Lassen wir denn 
125
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.