Full text: [Teil 3 = (6. bis 8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 = (6. bis 8. Schuljahr), [Schülerband])

244. Friedrichs des Großen Verdienste 
um die Landwirtschaft. 
1. Friedrichs Staat war und blieb vornehmlich ein Ackerbanstaat. Land¬ 
wirtschaft und Viehzucht waren die Hauptnahrungsqnellen seiner Bewohner. 
Die überwiegende Mehrzahl derselben wohnte auf dem platten Lande; selbst in 
dem gewerbreichen Schlesien herbergten im Jahre 1777 ungefähr 500 Dörfer 
IV4 Million Menschen, während auf die 144 Städte und Flecken nur etwas 
über y4 Million kamen. Noch hatte sich keine zahlreiche Fabrikbevölkerung 
in die Städte gedrängt; Berlin mit seinen 150 000 Bewohnern machte eine 
Ausnahme. Das Land war im allgemeinen dünn bevölkert; in Ostpreußen 
kamen 1000 Menschen auf die Quadratmeile, in Pommern nur 800. 
Das Königreich bot in manchen Gegenden noch weite Strecken sumpfigen, 
sandigen und waldigen Gebietes, so namentlich in der Mark. Friedrich suchte 
daher auf jede Weise die Ertragsfähigkeit des Bodens zu fördern, neues 
Kulturland durch Trockenlegung von Sümpfen, durch Aufwerfung von Deichen 
und Ableitung von Seen zu gewinnen. In den Jahren 1746 bis 1753 hatte 
er das Oderbruch (52 Kilometer lang, 11 bis 12 Kilometer breit) entwässern 
lassen. In den entwässerten Netze- und Warthe brächen in der Neumark 
räumten Wölfe, wilde Schweine, Wasservögel und andres Getier dem Menschen 
ihre Lagerstätten. Auch im Drömling, dem fast 50 Kilometer langen und 
20 Kilometer breiten Sumpsgebiete der Alt mark, wurden mehrere Tausend 
neuer Ansiedlungen angelegt. 
2. Friedrich überzeugte sich stets selbst von den Fortschritten der Kultur¬ 
arbeit. So fuhr er eines schönen Morgens um 5 Uhr in seinem Reisewagen von 
Potsdam über Fahrland nach Fehrbcllin, um von ben Bergen von Stöllen 
herab einen Blick auf die im Rhinluch unter seiner Regierung entstandenen 
Kolonien zu werfen. General Graf Görtz begleitete ihn. Wohin der König 
kam, überall sah er den Landmann bei der Ernte beschäftigt. Mit Freude 
erfüllte den König der Anblick der mit Luzerne, rotem Klee und andern 
neuen Futterkräutern bestellten Äcker; vornehmlich über blickte er mit Genug¬ 
tuung ans die dazwischen gelegenen Kartoffelfelder. Welche Mühe hatte 
es ihm verursacht, bei den Bauern die Anpflanzung der Kartoffel, die schon 
1720 durch eiugewanderte Pfälzer in die Mark gebracht worden war, durch¬ 
zusetzen; wie lange hatte das Gesinde sich gesträubt, diese Erdfrucht zu genießen! 
3. Die Julisonne brannte heiß aus des Königs Wageu; da war es ihm 
denn doch ein Labsal, daß hier und da bereits die auf seine Anordnung an 
den Wegen gepflanzten Obstbäume, Pappeln und Rüstern Schatten spendeten. 
Seine Reise ging durch verschiedene Dörfer. Manche von ihnen waren durch 
die Wollspinnereien, die infolge der durch des Königs Anordnungen
	        
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