Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

§. 2, 7. Der Bauernkrieg. Thomas Münzer. 
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Niederlage der Bauern durch den schwäbischen Bund gelang, zur 
Nachtzeit zu entkommen. 
Nach dem Ende des Krieges, als er auf die Einladung des 
schwäbischen Bundeshauptmanns Truchseß von Waldburg nach 
Stuttgart ritt, wurde er überfallen und mußte mehrere Jahre zu 
Augsburg in Gefangenschaft verbringen. Endlich wurde er zu immer¬ 
währender Gefangenschaft auf seinem Stammschlosse Jaxthausen 
im Würtembergifchen verurteilt. So lebte er 11 Jahre, bis er be¬ 
gnadigt wurde. Sein unruhiger Sinn aber trieb ihn noch in die Feld¬ 
züge nach Ungarn und Frankreich. 1562 starb er und hinterließ 
eine äußerst ergötzliche, von ihm selbst verfaßte Lebensbeschreibung. 
Götzens Geschlecht existiert noch. 
Die Häupter des schwäbischen Bundes und die deutschen Für¬ 
sten und Bischöse übten grausame, blutige Vergeltung an den be¬ 
siegten Bauern. An 50 000 Menschen verloren Leben und Gut, 
und das Los der Bauern ward eher schlimmer als besser. 
Der Aufstand in Thüringen. Mit dem schwäbischen 
Bauernkrieg stand ein Ausstand in Thüringen, den ein Schwärmer, 
Thomas Münzer, angeregt hatte, in enger Verbindung. Dieser 
hatte sich schon bei der Bilderstürmerei der Wiedertäufer in Witten¬ 
berg sehr eifrig bewiesen und dehnte jetzt die geistig zu verstehende christ- 
liche Freiheit aus die Gleichheit aller Stände und auf 
eine allgemeine, gänzliche Gütergemeinfchaft aus. Er gab dies 
für das wahre Reich Gottes auf Erden aus, kündigte sich als Pro¬ 
pheten an und schützte göttliche Offenbarungen vor, daß er berufen 
sei, dies neue Reich unter den Menschen einzuführen. In Sachsen 
untersagte die Obrigkeit dem Schwärmer das Predigen; da wandte 
er sich nach der freien Stadt Mühlhausen und fand hier einen 
so bedeutenden Anhang, daß die Kurfürsten von Sachsen und Bran¬ 
denburg und der Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen Trup¬ 
pen rüsteten und aussandten, das Raubgesindel zu vertreiben. Sie 
trafen die Aufrührer, 8000 Mann stark, unter Münzers Anführung 
bei Frankenhaufen 1525. Als die Bauern das fürstliche Heer 
erblickten, hatten sie nicht übel Lust nachzugeben und waren bereit, 
die Anführer auszuliefern, wie die Fürsten verlangten. Allein Mün¬ 
zer benutzte einett Regenbogen, der gerade am Himmel erschien, und 
ries den Bauern zu: „Hebt die Augen auf, das ist unser Sieges¬ 
zeichen ! Gott der Herr will nicht, daß wir Friede machen mit un¬ 
seren Feinden!" Zugleich suchte er den Mut der Bauern, welche 
nicht einmal Pulver zur Bedienung ihrer Geschütze hatten, zu steigern
	        
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