Full text: Sechzig Bilder aus der deutschen und preußischen Geschichte

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bem kleinen Haufen bei, unb bas haben se nu vor ihren Hochmut unb ihre Läste-^ 
rnngen, benn, Ew. Excellenz, bie österreichischen Offiziere sagten auch, unse Könia 
würbe schon von seinen ersten Generals unb Verwanbten verlassen, was ich boch 
nimmer unb m Ewigkeit glauben kann." 
• -I.L antwortete: „Ihr habt Recht, so was kann man von meiner Armee 
nicht glauben. 
Erschrocken rief ba der Wirt: „Mein Gott, so sinb Se wohl gar unse gnädigste 
König, unb ich bitt um Vergebung, wenn ich in meiner Einfalt was erzählt hätte. 
Was sich Nicht schickte!" Der König beruhigte sreunblich ben treuherzigen Mann. 
43. Wie Friedrich der Große auch den Lauernstand achtete. 
Es War bes Königs liebstes Geschäft, ben Banernstanb vor Bebrückungen zir 
Ichutzen. Als er ernst vernahm, baß gewisse Beamte zu ihren Reisen mit Härte Vor- 
spannpserbe von ben Bauern verlangt hatten, schrieb er entrüstet: „Ich will nicht, baß 
bie Herren m ber Provinz mit ben Pferben meiner Bauern spazieren fahren!" Stets 
hatte er große Nachsicht unb Gebulb, wenn sie ihn mit ihren Bitten angingen. So 
wollten einst em Bauer unb seine Frau bem Könige eine Bittschrift überreichen. Der 
~^önig fragte nach bem Gesuche, unb ba sie es ihm gesagt hatten, erwiberte er: „Lie¬ 
ben Stinder, mit bem Gesuche müßt Ihr an bie Kammer gehen, bie wirb Euch schon 
Bescheib erteilen." „Da sinb wir schon gewesen," antworteten ber Bauer unb feine 
grau. — „Nun, bann kann ich Euch nicht helfen," meinte ber König. Diese Antwort 
hatte ber Bauer nicht erwartet; unwillig nahm er seine Frau beim Arme unb sagte: 
„Komm nur, komm! Du hörst ja wohl, baß er mit ber Kammer unter einer Decke 
steckt!" — Uber biesen Ansbrnck mußte ber König lachen, nahm bie Bittschrift an, 
unb empfahl ber Behörbe bie Sache ber beiben Bittenben. — Einst sagte er: „Es ist: 
meiner Gesinnung zuwiber, Bauersleute Wegen ihrer Mberspenstigkeit unb ihres Un¬ 
gehorsams gleich ins Gefängnis Werfen zu lassen. Unb ob sie schon öfters Unrecht 
haben, so kann ich ihnen als Landesvater nicht Gehör versagen. Die armen Leute 
Wissen, baß ich Lanbesvater bin. Ich muß sie hören, benn bazu bin ich ba." Zu 
Potsdam wurde jeber Bauer gefragt, ob er etwas beim Könige zu suchen habe. Oft 
ließ er viele Meilen weit Leute zurückholen, bie nicht vor ihm erschienen waren, ob¬ 
schon ans bem Thorzettel gestanben hatte: Hat Verrichtung beim Könige. Einst sprach 
er: „Glauben Sie mir, wüßte ich alles, könnte ich alles selbst lesen, selbst beantworten, 
meine Unterthanen sollten gewiß glücklich sein. Aber ich bin nur ein einzelner Mensch." 
In seiner letzten Krankheit sagte er: „Es wirb mir schwer, aber noch habe ich Kräfte 
zu arbeiten, uub auch bie letzten Augenblicke gehören bem Staate." Erst als alle feine 
-Kraft am Tage vor bem Tobe völlig geschwunben war, hörte feine Wirksamkeit auf. 
44. Friedrich Wilhelm II. 1786—1797. 
ri. Sorge für das Land. Gleich am Anfange seiner Regierung machte er sich da¬ 
durch beliebt, baß er bie Tabaks- unb 
Kaffeebesteuerung aufhob unb bie ver¬ 
haßten französischen Steuerbeamten ent¬ 
ließ. Vorzüglich viel that er auch für 
bie Bilbung feines Volkes. Es wurden 
viele Schulen angelegt. Zur Belebung 
bes Hanbels würben hie unb ba kleine 
Kanäle gegraben. Der König hat auch 
viele Bauten aufgeführt, so bas präch¬ 
tige Branbenbnrger Thor in Berlin. 
Das allgemeine Lanbrecht würbe ein¬ 
geführt, bas Heer vergrößert, bie 
Festungen stärker gebaut. In ber Lei¬ 
tung ber Staatsangelegenheiten fehlten 
ihm aber bei all feinem Wohlwollen 
bie nötige Kraft und Entschlossenheit. 
Tb. Französische Revolution. Frank¬ 
gig. 42. Friedrich Wilhelm II. reich war durch seine Könige Ludwig XIV.
	        
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