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ist die Luft durch prachtvolle Laternenträger erhellt. Aber alle diese Herrlich¬
keit wird dem Menschen auch durch manche Beschwerden und Gefahren erbit¬
tert. In den Wäldern und andern Gegenden der heißen Zone wohnt auch
eine Menge reißender Thiere, gegen die man auf seiner Hut sein muß. Der
blutdürstige Tiger lauert, im Schilfe verborgen, auf seine Beute; auch der
Löwe, der Leopard, die fürchterliche Hyäne und mehrere andere reißende Thiere
fallen den Menschen und seine Hausthiere an. Kann er sich auch durch das
Feuergewehr gegen jene schützen, so ist es doch unmöglich, sich der ungeheuren
Schwärme von Mücken, Moskitos, Ameisen und andern lästigen Thieren,
deren Vermehrung durch keine Kälte Einhalt geschieht, zu erwehren. Der Biß
und der Stich dieser Insekten ist schon an sich wegen derHitze hier weit gefähr¬
licher, als in den kälteren Gegenden; aber einige sind sogar noch giftig und
erregen oft tödtliche Verwundungen. Der Barfußgehende wird von einem
kleinen Thiere, dem Sandfloh, geplagt; dieses Thierchen setzt sich zwischen die
Nägel der Zehen und bringt gefährliche Verwundungen hervor; fadenförmige
Spulwürmer drängen sich zwischen Haut und Fleisch und müsien mit großer
Vorsicht wieder herausgewunden werden. Besonders gefährlich sind aber in
der heißen Zone die vielen giftigen Amphibien, die gerade hier sich in großer
Anzahl aufhalten. Bekanntlich ist der Biß der Klapperschlange lebensgefähr¬
lich, und nicht allein diese, sondern auch mehrere andere Schlangenarten
drohen dem Menschen mit ihrem Gifte. Spinnen von der Größe einer Faust
erregen Ekel und Grauen; aus den Gewässern schießt oft das gepanzerte Kro¬
kodil empor, und selbst des Nachts muß man befürchten, daß blutsaugende
Vampyre einem Blut und Leben rauben. Diese Plagen sind aber noch nicht
alle Beschwerlichkeiten, welche die heiße Zone mit sich bringt, und die wohl oft
die Herrlichkeit der Natur vergessen machen. Erreicht die Hitze einen nur etwas
höheren Grad, als gewöhnlich, so wird sie unerträglich. Dann ist der Mensch
ebenso zu allen Geschäften untauglich, als wenn die Eiskälte der Luft ihn zur
Unthätigkeit zwingt. Sehr oft gesellt sich zu dieser Hitze eine lang anhaltende
Dürre; dann bleicht das schöne Grün der Pflanzen, viele vertrocknen gänzlich;
die Erddecke verwandelt sich in Staub, der bei dem geringsten Windstoße wol¬
kenartig sich in die Höhe erhebt und die Luft verfinstert. Bäche, kleine Flüsie
und Seen trocknen aus; manche Thiere verschmachten; andere laufen, von
Durst und Hitze geplagt, lechzend und wie wüthend umher; wieder andere ver¬
sinken in eine Art Erstarrung, ähnlich dem Winterschlafe einiger Thiere. Die
Sonne hat entweder ein bleiches, strohfarbenes Licht, oder sie gleicht auch einer
feurigen Kugel. Diese Erscheinungen hören erst dann auf, wenn der Regen
wieder kommt. Sobald er den Boden befeuchtet hat, überzieht sich derselbe so¬
gleich mit frischem Grüne; die Thiere löschen nun ihren Durstend die, welche
in Erstarrung lagen, erwachen wieder. Die Bäche, Flüsie und Seen füllen sich
von Neuem; aber nun strömt der Regen auch eine Zeit lang so unaufhörlich
herunter, daß große Ebenen zu weiten Landseen werden, und manche Gegenden
sich in Sümpfe und Moräste verwandeln. Da nun die Hitze dabei einen be¬