Full text: [Teil 3 = Sechstes - Achtes Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 3 = Sechstes - Achtes Schuljahr, [Schülerband])

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Jungen brachte er mit, worüber ich seelenfroh war. »Da, Mutter,« 
sagte er, als er sie in die Türe schob, »heb sie mir auf! Wir 
brauchen sie einstmal.« Ich wußte damals nicht, was das heißen 
sollte; später erfuhr ich’s. 
Gut. Von nun ab bekümmerte sich mein alter Seliger um 
nichts mehr draußen, sondern ging wieder zu seinem Sägebock 
und sägte weiter, bis die Einquartierung kam. Herr meines Lebens, 
da hättet ihr den Mann sehen sollen! Das ganze Haus kam in 
Aufruhr; das Beste, was Küch und Keller hielt, ward aufgetischt, 
und je mehr die kleinen, gelben Kerle schwadronierten, desto fröh¬ 
licher wurde mein Alter. »Das ist die rechte Sorte!« rief er immer, 
sich die Hände reibend. »Solche mußten’s sein! Wenn nur genug 
von ihnen da sind!« Französisch hatte er etwas von der Wander¬ 
schaft mitgebracht, und so waren sie bald die besten Freunde 
miteinander und auf Du und Du, daß die Nachbarn ordentlich die 
Nasen rümpften. Die aber gingen zu allen Deputationen und illu¬ 
minierten und bekränzten ihre Häuser; das tat aber mein Gottfried 
nicht, und wenn er einen vom Rat der Stadt sah, zog er jedesmal 
richtig die Zipfelmütze herunter über die Ohren. 
Gut. Da war ein Franzos zwischen den andern, der war 
von da her, wo sie halb Deutsch halb Französisch sprechen; den 
konnt ich auch verstehen, und es war so gut, als wenn ich Fran¬ 
zösisch gekonnt hätte. Was geschieht? Eines Abends sitzen sie 
alle zusammen und mein Alter mittendrinnen und kauder¬ 
welschten, daß einem Hören und Sehen verging; ich saß im 
Winkel und strickte, und die Jungen spielten bei mir. Spricht 
mein Alter auf einmal zu dem Deutschfranzos: »Nun sagt mal, 
Kamerad, wie lange denkt ihr denn eigentlich noch in Deutsch¬ 
land zu bleiben?« Der Deutschfranzos stieß mit den andern den 
Kopf zusammen, und sie schnatterten was in ihrer Sprache. Dann 
lachten sie aus vollem Halse. »Immer bleiben wir da!« sagte 
der Deutschfranzos. »Wir sein einmal da; wir gehen nit raus 
wieder!« »Wui!« schrieen die andern und hielten sich die Bäuche. 
»Nit raus! nit raus!« »Ne,« sagt mein Alter, »immer nicht. Ihr 
seid zwar da, und unsereins kann unserm Herrgott nur dankbar 
sein, daß er euch geschickt hat; aber immer —« »Nit raus! nit 
raus!« schrieen die Franzosen. »Lasset mit euch handeln!« sagt 
mein Alter; »ich biete zwölf Jahre — höchstens.« »Nit raus! nit 
raus!« kauderwelschten die wieder.
	        
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